Frankfurt. . Der Automarkt in Westeuropa schrumpft weiter. Eine Studie hält fast jede dritte Autofabrik für überflüssig. Aber Werke werden kaum geschlossen. Experten sagen deshalb eine Verschärfung des ohnehin schon knallharten Verdrängungswettbewerbs voraus.

Die Krise auf dem westeuropäischen Automobilmarkt wird auch 2013 anhalten, allerdings können sich die deutschen Automobil-Hersteller und -Zulieferer nach eigener Einschätzung zumindest zum Teil von dieser Entwicklung abkoppeln. Grund: Sie profitieren von ihrer globalen Ausrichtung und damit von weiter steigenden Verkäufen etwa in China oder Indien.

Damit könnten nach Ansicht von Peter Fuß, Partner der Unternehmensberatung Ernst & Young, mittelfristig auch Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet sein, weil bisher exportierte Fahrzeuge direkt vor Ort gebaut würden. Dies ist ein Ergebnis der „Europäischen Automobil-Studie 2013“ von Ernst & Young, für die 300 europäische Automanager im Januar befragt wurden.

Innovation, Qualität und Produktivität

Zu einem deutlichen Abbau der großen Überkapazitäten in Europa - Schätzungen zufolge sind rechnerisch bis zu 30 Prozent der Werke überflüssig - werde es aber vorerst nicht kommen, sagte Fuß am Montag in Frankfurt. „Das deutet darauf hin, dass der Verdrängungswettbewerb in Europa noch härter wird. Statt die hohen Überkapazitäten abzubauen, tun viele Unternehmen das Gegenteil. Das kann nicht funktionieren“. Wobei Fuß für die deutschen Hersteller noch Chancen sieht, weil sie mit Blick auf Innovation, Qualität und Produktivität weiter vorn lägen.

Schere in der Branche

Aber nur Unternehmen, die hohe Gewinne erwirtschafteten hätten auch das Geld für Forschung und Entwicklung und damit für notwendige und wettbewerbsentscheidende Innovationen. Entscheidend seien dabei neue Ideen und Konzepte bei Kleinwagen bis 15.000 Euro und in der Oberklasse bei Preisen ab 50.000 Euro, glauben die befragten Automanager. „Die Schere in der Branche zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen wird deshalb weiter auseinandergehen“, sagt Fuß und verweist hierzulande indirekt auf die immer größere Diskrepanz etwa zwischen Volkswagen und Opel.

Deutsche auf der Kostenbremse

Generell aber stünden alle deutschen Hersteller, auch die mit Rekordgewinnen, derzeit heftig auf der Kostenbremse. Neue Jobs werde es in der deutschen Automobilindustrie auf absehbare Zeit nicht geben, es regiere der Rotschrift.

Global allerdings bleibt die Automobilindustrie nach Ansicht von Fuß ein Wachstumssektor. Die Zahl der Pkw werde weltweit von aktuell 800 Millionen auf zwei Milliarden im Jahr 2050 steigen. „Dafür bedarf es neuer Fabriken“. Die würden aber vor allem in Osteuropa und in den Schwellenländern entstehen.