Frankfurt/Main. Die Lufthansa setzt trotz eines knappen Milliardengewinns den Rotstift an. Der Vorstand will mehrere Standorte schließen, und die Aktionäre sollen auf eine Dividende verzichten. Zugleich will die Lufthansa-Spitze um Vorstandschef Christoph Franz mehr als 100 neue Flugzeuge bestellen, wie Europas größte Fluggesellschaft überraschend am Dienstagabend mitteilte. Details zu den Standortschließungen wurden nicht genannt.
Im Zuge ihres großen Sparprogramms will die Lufthansa zwei Standorte in Deutschland schließen. Über 700 Arbeitsplätze sollten auf diesem Wege ins Ausland verlagert werden, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstagabend. Zudem sollen wahrscheinlich hunderte Jobs innerhalb von Deutschland verschoben werden.
Geschlossen werden sollen im Rahmen des Sparprogramms "Score" laut Lufthansa bis Ende 2017 die Hauptverwaltung des Konzerns in Köln mit 365 Arbeitsplätzen und der Standort der Buchhaltungstochter Lufthansa Revenue in Norderstedt mit etwa 350 Jobs. Auch sollten rund 160 der etwa 200 Arbeitsplätze der Konzernverwaltung im Bereich Financial Services in Hamburg in ein "spezialisiertes Dienstleistungszentrum" ausgelagert werden.
Ebenfalls prüfen will die Lufthansa nach eigenen Angaben, ob die Lufthansa-Tochter Cityline ihre Zentrale von Köln nach München verlegt. Damit würde die Verwaltung näher an den "operationellen Schwerpunkt" des Regionalanbieters rücken, erklärte das Unternehmen. Davon betroffen wären demnach rund 300 Mitarbeiter.
Lufthansa will 500 Millionen Euro beim Personal einsparen
Die Lufthansa hatte bereits im Oktober erklärt, sie habe rund 700 Stellen in der Verwaltung identifiziert, die ins Ausland verlagert werden sollten. Hinzu kommen bei den Auslandsvertretungen und Konzerntöchtern weitere rund 400 Jobs, die an andere Auslandsstandorte verlegt werden sollen. Ein weiterer Stellenabbau sei nicht geplant, betonte der Lufthansa-Sprecher.
Insgesamt will die Lufthansa im Rahmen des Sparprogramms "Score" nach eigenen Angaben weltweit rund 500 Millionen Euro beim Personal einsparen. Die Schließungen wolle der Vorstand in den kommenden Wochen mit den Arbeitnehmer-Vertretern verhandeln. Lufthansa-Chef Christoph Franz betonte, mit dem Sparprogramm "auch aus Verantwortung gegenüber rund 118.000 Mitarbeitern weltweit" zu handeln: "Mit diesen Maßnahmen schaffen wir die Grundlage für nachhaltiges Wachstum und langfristig sichere Arbeitsplätze."
Lufthansa setzt Dividende nach Gewinneinbruch aus
Mit Blick auf ihren Sparkurs und den herben operativen Gewinneinbruch will die Lufthansa die Dividende für 2012 aussetzen. Schon im vergangenen Jahr mussten sich die Anteilseigner der größten deutschen Airline mit einer mageren Ausschüttung von 0,25 Euro je Aktie zufriedengeben. Der operative Gewinn brach im vergangenen Jahr den am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Zahlen zufolge um über ein Drittel auf 524 Millionen Euro ein.
Vor allem belasten hohe Restrukturierungskosten für das Sparprogramm Score. Zudem machen der Kranichlinie der scharfe Wettbewerb durch Billigflieger und Golf-Carrier sowie hohe Kerosinkosten zu schaffen. Unterm Strich profitierte die Fluggesellschaft aber erheblich von Sondereffekten - das Nettoergebnis stieg deutlich auf 990 Millionen Euro nach einem Verlust von 13 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz wuchs nur leicht um knapp fünf Prozent auf 30,1 Milliarden Euro.
Das Konzernergebnis soll komplett im Unternehmen bleiben, um die Bilanz zu stärken. Aber auch in ihre Flotte will die Deutsche Lufthansa AG investieren: Rund neun Milliarden Euro sollen in den kommenden Jahren für acht Langstrecken- sowie einhundert Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge ausgegeben werden. Die Auslieferung der neuen Maschine soll sich über den Zeitraum 2015 bis 2025 erstrecken, teilte die Airline mit. (afp/dapd/dpa)