Essen. . Ein Strategiepapier legt die Gesellschafter an die Kette: Die kommunalen Mehrheitsgesellschafter der Steag versuchen mit einem Formelkompromiss den Familienfrieden zu erhalten. Auslöser des Zwists ist ein Strategiepapier zur Zukunft des fünftgrößten Energieversorgers Deutschlands.

Die kommunalen Mehrheitsgesellschafter der Steag versuchen mit einem Formelkompromiss den Familienfrieden zu erhalten. Auslöser des internen Zwists ist ein Strategiepapier zur Zukunft des fünftgrößten deutschen Energieerzeugers (Bericht am 18. Dezember). Das Pa­pier schreibt die bisherige Geschäftspolitik fort, sieht den Erhalt der Standorte vor wie auch den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Das Papier ist unterschrieben von IGBCE-Chef Michael Vassiliadis, Klaus Engel als Chef des 49-Prozent-Gesellschafters Evonik sowie seit wenigen Tagen auch vom designierten Steag-Aufsichtsratschef Guntram Pehlke. Die Wahl zum Aufsichtsratschef läuft derzeit per Umlaufverfahren. Zugleich ist Pehlke Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21 und hat die Führung des Stadtwerke-Konsortiums inne (Stadtwerke Essen, Bochum, Duisburg, Dinslaken, Oberhausen und den beiden Dortmunder Gesellschaften DSW 21 und DEW 21).

Im Streitfall soll Werner Müller moderieren

Nun der Streit: Für einige der Stadtwerke war das Papier deutlich zu weitgehend. Zum einen wollen sie als Gesellschafter selbst eine Strategiediskussion führen. Zum anderen beschneidet das Papier auch den Durchgriff des Mehrheitseigentümers. So heißt es unter Punkt 2: „Wesentliche Entscheidungen, die die Unternehmensstrategie und oder die Unternehmensstruktur betreffen, treffen die Gesellschafter einstimmig.“ Im Streitfalle ist eine Moderation unter Evonik-Aufsichtrats­chef Werner Müller vorgesehen.

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Um den Konflikt nicht offen ausbrechen zu lassen, haben sich die Konsorten auf einen fragwürdigen Formelkompromiss verständigt: Pehlke soll unterschreiben, aber eben nicht für das Konsortium, sondern als Aufsichtsratschef. Damit, heißt es, sei klar, dass es sich bei dem Papier um eine Absichtserklärung des Aufsichtsrates handele, nicht aber um die Ansicht des Mehrheitsgesellschafters. Was wiederum Fragen aufwirft: Schließlich ist Pehlke vom Konsortium als Aufsichtsratschef nominiert worden.

Die Lage ist verworren

Die Lage ist verworren. Die Frage dieser Zeitung an die Konsortialführung, die Dortmunder Stadtwerke, ob das Konsortium sich an das Papier gebunden fühle, wollte dieses nicht beantworten. Auch die Anfrage an einzelne Stadtwerke in Duisburg und die Dortmunder DEW 21 blieben unbeantwortet. „Auf Wunsch von Herrn Pehlke werden die Konsorten die Frage nicht beantworten“, so DEW 21.

Wenn auch das Papier eher eine politische denn rechtliche Wirkung entfaltet, stellt sich die Frage: Hat der Aufsichtsratschef den Rückhalt des Konsortiums? Gewinner der Prozedur sind IGBCE und Evonik. Die IGBCE hat die gewünschte Willensbekundung des Aufsichtsratschefs, Evonik mehr Mitsprache.