Düsseldorf. . Casinos rechnen sich nicht mehr überall: Jedes Jahr muss Nordrhein-Westfalen seine Beteiligungen mit Millionen bezuschussen. Online-Plattformen machen dem staatlichem Glücksspiel zu schaffen. Die FDP fordert, sich von Casino-Beteiligungen außerhalb von NRW zu trennen.

Gewinnt die Bank doch nicht immer? Die landeseigene NRW-Bank fährt mit Casino-Beteiligungen in Berlin, Bremen und Erfurt inzwischen Millionen-Verluste ein. Hinter den Kulissen wird eifrig über Verkaufsmöglichkeiten verhandelt, damit nicht noch mehr NRW-Steuergeld buchstäblich an Roulettetischen in ganz Deutschland verzockt wird. Aber selbst die vier heimischen Spielbanken Hohensyburg, Oeynhausen, Aachen und Duisburg laufen nicht mehr allesamt prächtig. Woran krankt das einst so lukrative staatliche Glücksspiel?

Die NRW-Bank, die 2002 als Förderbank aus der West-LB herausgelöst wurde, hält über das Duisburger Tochterunternehmen „Westspiel“ insgesamt sieben Casinos mit 826 Mitarbeitern und einem Bruttospielertrag von zuletzt 109 Millionen Euro. Der Bruttospielertrag ist in der Casino-Branche der Umsatz aller Spieleinsätze abzüglich der ausgeschütteten Gewinne.

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In NRW laufen die Geschäfte unterschiedlich gut. Das Duisburger Casino zieht wegen seiner zen­tralen Lage die mit Abstand meisten Besucher an und fährt die höchsten Spieleinsätze ein. Aachen dagegen schwächelt.

30 Prozent für gemeinnützige Zwecke

Die Branche ist im Umbruch. „Der Standort und das Einzugsgebiet spielen heute eine wichtige Rolle“, sagt ein „Westspiel“-Sprecher. Das traditionelle Casino im Kurhaus scheint sich überlebt zu haben. Vor allem aber machen Online-Plattformen dem staatlichen Glücksspiel zu schaffen. „In Zeiten der Smartphones mit entsprechenden Apps gibt es zahlreiche alternative Spielmöglichkeiten“, sagt der „Westspiel“-Sprecher. Bislang konnte sich die öffentliche Hand damit trösten, dass staatliche Spielbanken nicht zuerst dem Geldverdienen sondern der Spielsucht-Bekämpfung verpflichtet seien. Zudem lässt sich bei den vier landeseigenen Casinos trotz aller Branchenumbrüche noch immer ordentlich abschöpfen.

In NRW müssen die Spielbanken 30 Prozent ihrer Bruttospielerträge von vornherein an gemeinnützige Zwecke abführen. Zusätzliche zehn Prozent werden kassiert, falls die Umsätze wie in Duisburg und Hohensyburg jeweils 15 Millionen Euro pro Jahr deutlich übersteigen.

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Weitere 15 Prozent sind direkt an die Landeskasse abzuführen, 75 Prozent des dann noch verbliebenen Gewinns fließen ebenfalls ins Staatssäckel. Vom Rest müssen Mitarbeiter und Mieten bezahlt, Rücklagen gebildet und Investitionen geschultert werden. Immerhin: Gerät ein Casino in Schieflage, kann das Ministerium die Prozentsätze abmildern.

FDP fordert Konzentration auf NRW

Da NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern über eine eher geringe Einwohner-Casino-Relation verfügt, hat der Landtag zuletzt die Ausgabe einer fünften Lizenz beschlossen. Eine neue Spielbank am Top-Standort Köln soll mehr Geld in die Glücksspiel-Kasse spülen. Fast alle Parteien haben sich dafür ausgesprochen.

Auf zunehmendes Unverständnis stößt dagegen die NRW-Beteiligung an den Casinos in Bremen, Berlin und Erfurt, die allein im Geschäftsjahr 2010 einen Verlust von knapp vier Millionen Euro eingefahren haben. Von den Abgaben profitieren allein die Stadtstaaten und das Bundesland Thüringen. Das Thüringer Sozialministerium etwa freute sich zuletzt noch über eine Spielbank-Abgabe in Höhe von 1,3 Millionen Euro, während die NRW-Bank für die Verluste des dortigen Casinos haftet. „Wir haben dort doch überhaupt keinen öffentlichen Auftrag“, ärgert sich FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel, der die Konzentration auf erfolgreiche Spielbanken in NRW fordert.