Frankfurt/M. . Vor wenigen Jahren konnte man sie noch an einer Hand abzählen, inzwischen ist ihre Zahl immerhin zweistellig: Frauen in Dax- Vorständen sind aber - allen Initiativen zum trotz - nach wie vor eine Ausnahme.
In den Vorständen der 30 Dax-Konzerne sitzen immer mehr Frauen. Derzeit gibt es 15 weibliche Vorstandsmitglieder. Das entspricht einem Anteil von knapp acht Prozent, wie die "Frankfurter Rundschau" berechnet hat. Noch 2010 hätten die Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft gerade einmal drei Frauen in der Top-Führungsebene beschäftigt. "Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die sicherlich damit zusammenhängt, dass die Dax-Konzerne im öffentlichen Fokus und damit unter besonderer Beobachtung stehen", sagte Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dem Blatt.
"Es wäre schön, wenn wir noch mehr Transparenz auf allen Führungsebenen hätten, auch in den anderen großen Unternehmen", so Holst. Allerdings haben 17 der 30 Dax-Konzerne keine einzige Frau im Vorstand. Dagegen gehören bei der Deutschen Telekom und bei Siemens jeweils zwei Frauen zur Führungsriege. Die meisten der 15 Dax-Vorstandsfrauen haben Verantwortung im Bereich Personal.
Quoten in der Endlosschleife
Die derzeit am längsten amtierende Dax-Vorstandsfrau wird ihren Posten in diesem Jahr allerdings abgeben: Siemens-Einkaufsvorstand Barbara Kux verzichtet auf eine Verlängerung ihres Vertrages und wird den Elektrokonzern Ende 2013 verlassen. Die 58 Jahre alte Managerin verantwortet seit 2008 den Einkauf bei Siemens und war die erste Frau in der Führungsspitze des mehr als 160 Jahre alten Unternehmens und die zweite Frau im Vorstand eines Dax-Konzerns.
Seit Jahren wird über eine gesetzlich festgeschriebene Frauenquote diskutiert. Zuletzt hatte sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für eine Quote von 40 Prozent sowohl in Vorständen als auch in Aufsichtsräten ausgesprochen. Allerdings solle man den großen Unternehmen dafür fünf Jahre Zeit lassen lassen.
Auch die EU plant einen Vorstoß
Die CDU hingegen hatte auf ihrem Parteitag im Dezember eine sogenannte Flexi-Quote beschlossen, mit der sich Unternehmen freiwillig zu einer Quote verpflichten sollen. Zielmarke soll sein, dass bis 2020 im Schnitt 30 Prozent der Aufsichtsräte in mitbestimmungspflichtigen Firmen Frauen sind. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte sich mit ihrer Forderung nach einer gesetzlichen 30-Prozent-Quote für Vorstände und Aufsichtsräte nicht durchsetzen können.
Auch Brüssel sieht Handlungsbedarf: So will die EU-Kommission den börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union vorschreiben, bis 2020 Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Der Gesetzentwurf von EU-Justizkommissarin Viviane Reding bedarf aber der Zustimmung von Europaparlament und EU-Ministerrat, in dem die Mitgliedsstaaten vertreten sind. Einige Staaten, darunter Deutschland, sind gegen eine gesetzliche Quote. Ob der Vorschlag daher Gesetzeskraft erhält, ist offen. (dpa)