Düsseldorf/Münster. . Der Verkauf der Provinzial Nordwest an die Allianz-Versicherung ist vorerst gestoppt. Ministerpräsidentin Kraft schlägt stattdessen eine Fusion der Provinzial Nordwest und Rheinland vor. Die Gewerkschaft Verdi sieht keinen Bedarf für eine Verschmelzung.

Verhandlungen über eine Fusion mit der Provinzial Rheinland sollen einen drohenden Verkauf der Provinzial Nordwest an die Münchener Allianz-Versicherung verhindern. Das ist das Ergebnis von Vermittlungsgesprächen von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit Vertretern der Sparkassen- und Landschaftsverbände, die jeweils Haupteigentümer der beiden Provinzial-Versicherungen sind. Demnach haben die Provinzial Nordwest und Rheinland bis zum 31. März 2013 Zeit, über eine interne Fusion zu verhandeln. Erst danach dürften wieder Gespräche mit anderen Kaufinteressenten geführt werden.

Die Vorstände der beiden Provinzial-Versicherungen begrüßten die Vereinbarung. Eine Fusion böte die Chance, unter Ausschöpfung der wirtschaftlichen Vorteile auch langfristig die Verankerung der Provinzial in der Region zu sichern. Außerdem könne man so „das in Deutschland einzigartige Geschäftsmodell der öffentlichen Versicherer stärken.“

Kritik kam von der Gewerkschaft Verdi. „Wir sind froh, dass es keine akuten Gespräche mit der Allianz geben wird“, sagte Frank Fassin auf Anfrage unserer Zeitung. Dennoch habe man erwartet, dass Gespräche mit privaten Kaufinteressenten generell ausgeschlossen würden. Eine interne Fusion sei „ein kleineres Übel, aber auch ein Übel“, so Fassin.

Er sehe keine Notwendigkeit, „ein kerngesundes Unternehmen wie die Provinzial Nordwest“ mit irgendeinem anderen Unternehmen zu verschmelzen. Doch auch Verdi ist für die Aufnahme interner Fusionsgespräche. Die geplanten Proteste sollen aber fortgesetzt werden, da trotz der Vereinbarung nach wie vor ein Verkauf an die Allianz nach dem 31. März 2013 möglich sei. Fassin: „Es wird weiter Protestaktionen geben, bis das Thema endgültig vom Tisch ist.“

Protestaktionen laufen weiter

Seit Bekanntwerden des offenbar rund 2,5 Milliarden Euro schweren Allianz-Angebots vor einer Woche formiert sich der Widerstand gegen den Verkauf. Die Facebook-Gruppe „Gegen Allianz Verkauf“ knackte am Montag die Marke von 20 000 Mitgliedern. Zu einer Demonstration im Vorfeld eines Benefizkonzerts der Sparkasse im Theater in Münster meldete Verdi für den Montagabend bis zu 1000 Teilnehmer an. Zahlreiche Geschäftsstellenleiter beklagten in mehreren Protestschreiben einen drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze. Gestern teilten sie mit: „Die Verkaufsgerüchte verunsichern die Provinzial-Kunden und wirken sich nachteilig auf den Geschäftserfolg aus.“

Und der Erfolg der Provinzial Nordwest steht außer Frage: Nach einer stetigen Gewinnsteigerung hat die Ratingagentur Fitch sie 2011 sogar auf AA- heraufgestuft.