Münster.. Mit Unterschriften-Listen, einer Online-Petition und Protestaktionen machen die Mitarbeiter der Versicherung mobil. Die Facebook-Gruppe hat bereits über 10 000 Mitglieder. Die Geschäftsstellenleiter verschaffen sich mit einem Wutbrief an den Sparkassenverband Luft.

Die Protestwelle rollt. Von Münster quer durch Westfalen und den Hochsauerlandkreis bis in den Märkischen Kreis protestieren die Mitarbeiter der Provinzial Nordwest gegen einen möglichen Verkauf an die Allianz-Versicherung. Sie fürchten den Verlust ihrer 6000 Arbeitsplätze. Die Gewerkschaft Verdi sammelte viele Tausend Unterschriften, eine am Donnerstag gestartete Online-Petition kam bis gestern Abend auf weit über 7000 Unterzeichner und die Facebook-Gruppe „Gegen Provinzial Verkauf“ hatte zum gleichen Zeitpunkt sogar weit über 10 000 Mitglieder.

„Jedes Dorf, jeder Schützenverein, jeder Gemeinderat ist auf den Beinen, um Schlimmeres zu verhindern“, sagte Frank Fassin von Verdi. „Man merkt bei den Menschen hier eine große Heimatliebe.“ Genau hier setzen die Gewerkschaften mit ihrer Kritik an den Haupteigentümern der Provinzial Nordwest, dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) an. „Die Sparkasse und der LWL besitzen eine regionale Verantwortung“, sagt der Regionsvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Die öffentlichen Versicherer sind anders als die privaten nicht der Profitmaximierung, sondern dem Gemeinwohl verpflichtet“, ergänzt Verdi-Bundesvorstand Beate Mensch.

Kultureinrichtungen und Feuerwehr unterstützt

Wer einen Blick auf die Förderliste der Provinzial Nordwest wirft, weiß, was sie damit meint. 3,1 Millionen Euro hat die Kulturstiftung der Provinzial Nordwest im vergangenen Jahr in zahlreiche Projekte in der Region investiert. Auch die Feuerwehren profitierten in den letzten zehn Jahren von 4,5 Millionen Euro Fördergeldern, die in die technische Ausrüstung und Brandschutzprojekte gesteckt wurden. „Ohne diese Förderungen würde in vielen Fällen die Arbeit der Feuerwehren leiden“, sagt Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.

Am meisten betroffen sind aber natürlich die Provinzial-Mitarbeiter selbst. Die Angst um die eigene Existenz entlud sich gestern in einem offenen Brief der Geschäftsstellenleiter im Märkischen und Hochsauerlandkreis an die Sparkasse, der der WR vorliegt. „Jetzt will Ihr Vorsitzender Herr Rolf Gerlach richtig Kasse machen“, kritisierten sie. „Wenn die Sparkassen einem Verkauf zustimmen sollten, werden wir sämtliche Konten bei Ihnen kündigen“, kündigten sie an.

Und die Protestwelle rollt weiter. Am 12. Dezember berät der Miteigentümer, der Sparkassenverband Schleswig-Holstein, ob in den Verkaufsprozess eingestiegen werden soll, am 14. Dezember der LWL. Zu beiden Veranstaltungen sammeln sich auf Facebook schon Gruppen, die vor Ort protestieren wollen. Ihre Gefühlslage bringt Frank Fassin von Verdi auf den Punkt: „Man hat das Gefühl, dass hier ein Stück Westfalen verkauft werden soll.“