Essen. Deutsche Textilhersteller, die im Ausland T-Shirts und Jeans produzieren lassen – und hierzulande nahezu alle Jobs in der Produktion abgebaut haben: Das ist das Bild, das die Öffentlichkeit von der Branche hat. Und es ist nur die halbe Wahrheit.

Deutsche Textilhersteller, die im Ausland T-Shirts und Jeans produzieren lassen – und hierzulande nahezu alle Jobs in der Produktion abgebaut haben: Das ist das Bild, das die Öffentlichkeit von der Branche hat.

Dabei lässt gut die Hälfte aller Unternehmen auch noch in Deutschland produzieren. Spezialmaschinen stricken allerdings keine Socken und Hemden mehr, sondern Textilien für die Automobilindustrie, für Flugzeugbauer und die Logistikbranche. Dazu zählen zum Beispiel Sitzbezüge, Sicherheitsgurte oder aber Kohlefaser-Verbundstoffe, die in Autos oder Flugzeugen Aluminium ersetzen und so helfen, bis zu 90 Prozent Gewicht einzusparen.

29 Milliarden Umsatz für 2012 geplant

Laut einer Schätzung des Gesamtverbandes Textil und Mode wird die Branche 2012 rund 29 Milliarden Euro umsetzen, gut 50 Prozent des Umsatzes geht dabei auf das Konto der meist mittelständisch geprägten Unternehmen, die sich auf Industrietextilien spezialisiert haben – darunter auch sogenannte Geotextilien, zum Beispiel Netze, mit denen an Autobahnen Böschungen gesichert werden. Weitere 20 Prozent werden mit sogenannten Haus- und Heimtextilien, also etwa mit Bettwäsche oder Vorhängen, erwirtschaftet, 30 Prozent der Umsätze entfallen auf Bekleidung.

Die Unternehmen der deutschen Textilindus­trie beschäftigen hierzulande rund 121.000 Menschen und etwa doppelt so viele im Ausland. Deutschland rangierte 2009 nach China, Hongkong und Italien auf Platz vier der weltweit größten Textilexporteure und ist nach den USA zweitgrößter Textilimporteur, vor Japan, Frankreich und Großbritannien.