Essen. . Trotz schlechter Umfrageergebnisse: FDP-Chef Philipp Rösler will kämpfen. „Es gibt wenige Berufe, die so spannend sind wie der eines Politikers“, sagt er. Dennoch will Rösler in sechs Jahren aus der Politik aussteigen. Vorher möchte er sich um die Strompreise und die Euro-Krise kümmern.
Der FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler im Interview: Strom-Preise und Öko-Energien, Euro-Krise und Kurzarbeit, die FDP und seine persönliche Zukunft – die Themenpalette ist breit.
Der 39-Jährige lässt keinen Zweifel daran, dass er kämpfen will – trotz aller Kritik. Mit Spannung wird die Landtagswahl in Niedersachsen im Januar erwartet, die auch über die politische Karriere von Philipp Rösler entscheiden könnte. Der FDP-Chef selbst gibt sich demonstrativ gelassen. Ob es bei der Wahl um ihn gehe? „Die Zukunft Niedersachsens hängt von dieser Wahl ab“, sagt er dazu nur. Doch sein Wort gelte: Im Alter von 45 Jahren wolle er aus der Politik aussteigen.
Sie haben die Energiewende als Aufgabe von historischer Dimension und wichtigstes Thema neben der Euro-Krise bezeichnet. Das sind große Worte, aber wo sind die Taten?
Philipp Rösler: Beim Netzausbau zeigt sich, welche Fortschritte wir machen. Noch in diesem Jahr legen wir das Bundesbedarfsplangesetz vor. Das ist die Grundlage für die neuen Stromleitungen, die wir brauchen, um etwa Windenergie vom Norden in die Verbrauchszentren im Westen und Süden zu transportieren. Auch in anderen Bereichen geht es voran. Wir haben im Koalitionsausschuss beschlossen, zügig eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) anzugehen, um die Strompreise stabil zu halten. Bislang war die Union hier eher zögerlich.
Da die Lasten, die der Atomausstieg mit sich bringt, ungleich verteilt sind, sehen sich viele Bürger und gerade auch mittelständische Betriebe als Verlierer der Energiewende.
Rösler: Genau das wollen wir verhindern. Wir müssen die Strompreise insgesamt in den Griff bekommen. Das hilft den Bürgern, aber auch den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Hauptkostentreiber ist bislang die derzeitige Förderung der Erneuerbaren, hier müssen wir ran.
Es scheint, als fehle der schwarz-gelben Koalition die Kraft, eine Reform der Ökostrom-Umlage noch in der laufenden Legislaturperiode umzusetzen. Täuscht der Eindruck?
Rösler: Unser Anspruch ist, das neue EEG noch in der laufenden Legislaturperiode zu realisieren. Wenn die Ministerpräsidenten der Union im Bundesrat mitziehen, wird das gelingen.
Brauchen wir einen Energiewende-Minister, damit das Kompetenzgerangel zwischen Wirtschafts- und Umweltminister ein Ende hat?
Rösler besucht Ideenpark
Rösler: Die Energiewende ist eine ähnlich große Aufgabe wie die Wiedervereinigung. Ein solches Projekt muss die Regierung insgesamt stemmen. Ich räume ein, dass die Zusammenarbeit in der Vergangenheit nicht immer reibungslos war. Das hat sich mit meinem Kabinettskollegen Peter Altmaier zum Besseren geändert.
Wurde im Land zuletzt zuviel über die Umwelt und zu wenig über Arbeitsplätze gesprochen?
Rösler: Es geht nicht um ein Entweder-Oder. Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir keine Arbeitsplätze gefährden. Denn wenn Jobs verloren gehen, sinkt die Akzeptanz für den Umbau unserer Energieversorgung. Das kann niemand ernsthaft wollen.
Die Folgen der Euro-Krise sind bei vielen Unternehmen angekommen. Große Konzerne haben Stellenabbau angekündigt. Sind Sie besorgt?
Rösler: Den angekündigten Stellenabbau dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die wirtschaftliche Lage wird schwieriger werden, gleichwohl gibt es noch keinen Grund zur Beunruhigung. Wir verzeichnen immer noch ein solides Wachstum und nach allen Prognosen ist auch für 2013 eine positive, wenn auch schwächere Beschäftigungsentwicklung zu erwarten.
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Aus der Wirtschaft gibt es bereits Rufe nach einer längeren Auszahlung des Kurzarbeitergeldes über sechs Monate hinaus. Sollte diese Regelung aus Krisenzeiten wieder eingeführt werden?
Rösler: Dafür gibt es derzeit keinen Anlass. 2008 und 2009 waren wir mit einem massiven Einbruch der Weltwirtschaft konfrontiert. Trotz der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung kann derzeit von einer solchen Krise nicht die Rede sein. Die Bundesagentur für Arbeit ist im Übrigen gut aufgestellt, um in der gegenwärtigen Situation mit dem bestehenden Kurzarbeitinstrument gegensteuern zu können.
Mit Blick auf die Politik haben Sie einmal gesagt, man müsse den Tiger reiten, ohne sich von ihm fressen zu lassen. Macht Ihnen dieser Balanceakt nach wie vor Spaß?
Rösler: Sehr sogar. Es gibt wenige Berufe, die so spannend sind wie der eines Politikers.
Gilt Ihr Wort noch, dass Sie mit 45 Jahren aus der Politik aussteigen wollen?
Rösler: Das Wort gilt. Aber bis dahin sind es ja noch sechs Jahre.
Hängt Ihre persönliche Zukunft vom Ausgang der Niedersachsen-Wahl im Januar ab?
Rösler: Die Zukunft Niedersachsens hängt von dieser Wahl ab.