Essen. . Hunderttausende Bürger und Unternehmen sind innerhalb kurzer Zeit Opfer von Datendieben im Internet geworden. Auf dem IT-Gipfel in Essen zeigen sich die Politiker der Regierungskoalition uneinig über die Lösungen des Problems.
Bürger und Unternehmen in Deutschland werden immer öfter Ziel von kriminellen Attacken im Internet. Demnach ist jede 35. Internetseite mit Schadprogrammen verseucht, die für Besucher der Webseiten gefährlich sind. Auch nimmt die Zahl sogenannter Identitätsdiebstähle im Netz stark zu. Allein von Mai bis Juli 2012 waren über 370.000 Bundesbürger betroffen, über 100.000 Zugangsdaten fürs Online-Shopping wurden entwendet, fast 49.000 E-Mail-Konten geknackt und über 23.000 Daten für Online-Bankgeschäfte gestohlen.
Das belegen neueste Zahlen der Allianz für Cyber-Sicherheit, einer Initiative des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des IT-Branchenverbands Bitkom. Sie wurden im Rahmen des Nationalen IT-Gipfels, der am Dienstag in Essen stattfand, vorgestellt. Die Bundesregierung will nun gegensteuern. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) plant eine Meldepflicht für Unternehmen, die Ziel einer Cyberattacke geworden sind. So soll bereits eine vierstellige Zahl von Firmen Opfer eines Netzangriffs geworden, ein Schaden von bis zu 14 Milliarden Euro entstanden sein.
Justizministerin will Thema Internet in einem Ministerium gebündelt sehen
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hält dagegen wenig von Friedrichs Plänen: „Ich habe meine Zweifel, dass es der richtige Weg ist, eine Meldepflicht für Unternehmen einzuführen, die von Hacker-Angriffen betroffen sind“, sagte der Minister der WAZ Mediengruppe. Rösler setzt stattdessen auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Firmen.
Laut Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sollte das Thema Internet, das zurzeit noch auf die Bundesministerien Inneres, Justiz, Familie und Wirtschaft aufgeteilt ist, in einem Ressort gebündelt werden, um Reibungsverluste zu vermeiden. „Ich finde, in der nächsten Legislaturperiode sollte man darüber reden, die Kompetenzen in einem Haus zusammenzufassen“, sagte die Ministerin der WAZ Mediengruppe.
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Unternehmen sind laut der Ministerin nicht nur für ihre eigene Sicherheit, sondern auch für den Schutz der Privatsphäre der Bürger verantwortlich. Leutheusser-Schnarrenberger fordert deshalb von IT-Unternehmen wie Google und Facebook mehr Transparenz in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, „damit die Bürger besser verstehen, wofür ihre Daten verwendet werden“.
Außerdem will die Politik die Situation für IT-Gründer deutlich verbessern.