Kamen. .

Die Euro- und Bankenkrise ist auch in Kamen deutlich zu spüren: Die Sparzinsen liegen im Keller. „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir einmal so niedrige Zinsen hatten“, meint etwa Andreas Schlüter, Marketingleiter der Sparkasse Kamen. Und der kann immerhin auf fast 25 Berufsjahre zurückblicken.

Während Online-Banken die Anlage von Tagesgeld mit Zinssätzen bewerben, die teilweise eine 2 vor dem Komma haben, bietet die Sparkasse Kamen diese Anlageform gar nicht erst an. Für Festgeld (Mindesteinlagesumme 10 000 Euro) gibt es zwischen 0,2 und maximal 0,4 Prozent. Kein Wunder, dass Schlüter feststellt: „Das wird von unseren Kunden kaum nachgefragt. Die Leute wählen eher unsere mehrjährigen Zuwachssparangebote.“ Doch auch hier sind im Höchstfall 1,75 % zu erzielen, und zwar erst im letzten Jahr einer fünfjährigen Laufzeit. Bei einer dreijährigen Laufzeit ist es gar nur ein Prozent, allerdings nur in den letzten sechs Monaten. In beiden Fällen muss man mindestens 2 500 Euro anlegen.

Auch bei der Volksbank Kamen-Werne sind die Sparzinsen niedrig. „Die Verzinsung der verschiedenen Bankprodukte liegt bei uns derzeit zwischen 0,25 % bis 1,25 %, abhängig von Laufzeit und Anlagebetrag“, erklärt Martin Eikel. Sparern seiner Bank sei vor allem der Aspekt wichtig, „dass ihr Geld sicher ist“. Gleiches gilt für die Sparkasse. Guthaben und Einlagen sind hier wie bei der Volksbank in unbegrenzter Höhe abgesichert und gehen damit weit über die gesetzlich festgeschriebene Mindesthöhe für die Einlagensicherheit von 100 000 Euro hinaus.

Im Übrigen mache Sparen auch für Kleinanleger, die kein Vermögen haben, dass sie im derzeit boomenden „Betongold“ anlegen könnten, immer noch Sinn, meint Andreas Schlüter: „Lieber einen niedrigen Zins als gar keinen. Und bei einer Bank, noch dazu bei einer örtlichen, die Service anbietet, ist das Geld allemal besser aufgehoben, als in der Schublade oder unter dem Kopfkissen.“

Ähnlich sieht das auch Elvira Roth von der Verbraucherzentrale, die vom Anlegen auch in eher schwierigen Zeit generell nicht abrät. Sie empfiehlt wegen der hohen Flexibilität im Moment vor allem Tagesgeldkonten. Dort könne man jederzeit auf sein Geld zugreifen und es bei steigenden Zinsen schnell in eine andere Anlageform umwandeln. „Wichtig ist aber vor allem, dass man seine Geldanlage splittet“, so die Verbraucherberaterin. Dieses System verringere vor allem das Verlustrisiko.

Wer überhaupt noch Geld zur Verfügung hat, welches er anlegen könnte, ist derweil eine ganz andere Frage. Bei einer Umfrage in der Innenstadt gaben vor allem Rentner an, dass bei ihnen am Ende des Monats nicht mehr viel übrig bleibe, was man zu Bank tragen könne. Doch auch immer mehr Arbeitnehmern geht es ähnlich. Die Verbraucherzentrale trägt dieser Situation mit einer Broschüre Rechnung, die zeigen soll, wie man auch kleine Beträge sinnvoll anlegen kann.