Velbert. . Zu Gast bei der WAZ: Jörg Buschmann, Vorstandschef der Sparkasse HRV, über Dispo-Zinsen, Kredite, WestLB-Lasten und Erziehung zum Umgang mit Geld.

Jörg Buschmann ist ein echtes Sparkassengewächs: 1977 hat er als Azubi bei der damaligen Sparkasse Velbert angefangen, seit Januar 2006 ist er Vorsitzender innerhalb der dreiköpfigen Vorstandsriege der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV). Als Gast der WAZ stellte sich Jörg Buschmannden Fragen von.

Heute ist zum 88. Mal Weltspartag. Können Sie angesichts des niedrigen Zinsniveaus noch guten Gewissens zum Sparen raten?

Buschmann: Der Weltspartag ist unverändert aktuell. Er soll jungen Menschen zeigen, wie wichtig und sinnvoll Sparen ist. Es ist immer ratsam, für größere Anschaffungen oder schlechtere Zeiten Geld zurückzulegen.

Wie und wo haben Sie selbst denn Ihr Erspartes angelegt?

Zwar nicht ausschließlich, aber hauptsächlich auf dem Sparbuch.

Laut einer Untersuchung liegt Ihr Institut mit 12,75 Prozent Überziehungszins und 17,75 Prozent für eine „geduldete Überziehung“ deutlich über dem Schnitt von 11,76 Prozent, den die meisten deutschen Geldinstitute für Dispo-Kredite nehmen. Ihr Kommentar?

Diese kürzlich publizierten Zahlen sind nicht mehr aktuell. Wir haben den Dispo-Zins längst auf 11,9 Prozent gesenkt. Der Überziehungszins beträgt 16,9 Prozent.

Verfahren Sie bei der Kreditvergabe an Unternehmen restriktiver als früher?

Eindeutig nein. Im Gegenteil: Unsere Hauptaufgabe liegt in der Unterstützung des Mittelstandes und der Bevölkerung.

Seit der Fusion der drei ehemals eigenständigen Sparkassen zur HRV sind zehn Jahre vergangen. Wie klappt’s denn so mit dem Miteinander? Und was hat der Kunde eigentlich davon?

Wir sind mit der Fusion sehr zufrieden, das Miteinander klappt in allen drei Städten hervorragend. Dank der Fusion haben wir unser Beratungs- und Serviceangebot deutlich erweitert. Das gilt z. B. für unsere eigene Versicherungsagentur, für Private-Banking oder die Immobilienvermittlung.

Wäre damals nicht eher ein Zusammengehen benachbarter Institute sinnvoller gewesen?

Das ist Schnee von gestern. Die Politik konnte sich damals auf ein nachbarschaftliches Zusammengehen nicht einigen.

Ist die aktuelle Größe okay oder halten Sie eine noch größere Einheit für wünschenswert?

Mit der heutigen Größenordnung können wir als größte Sparkasse im Kreis Mettmann sehr gut leben.

Wie wirkt sich die Abwicklung der WestLB aus?

Wir legen ein Vierteljahrhundert lang allein jedes Jahr 1,8 Millionen Euro aus unserem erwirtschafteten Gewinn für die Risiken der Abwicklung zurück.

Wer wählt eigentlich wie die Verwendung des PS-Zweckertrags aus? Kann man sich für eine Zuwendung bewerben?

Das macht der Vorstand mit zwei Mitarbeiterinnen aus unserem Büro. Jeder gemeinnützige Verein bzw. Einrichtung kann sich bewerben. 2011 sind knapp 500 000 Euro an rund 300 Einrichtungen ausgeschüttet worden. Hinzu kommen übrigens noch jährlich 600 000 Euro für weitere gute Werke von unseren drei Stiftungen sowie aus Spenden.

Als Vater von drei Kindern: Wie erzieht man seinen Nachwuchs am besten zum richtigen Umgang mit Geld?

Indem man Kinder frühzeitig daran gewöhnt, eigenverantwortlich mit Geld umzugehen, sich ans Sparen zu gewöhnen und zu lernen, mit dem auszukommen, was sie haben. Meine Töchter haben neben einem Sparbuch auch schon als Jugendliche ein eigenes Girokonto bekommen.