München. Das Geschäft des Energieriesen RWE soll sich grundlegend ändern. Zukünftig sollen keine neuen Atomkraftwerke gebaut werden. Als Ersatz sollen erneuerbare Energien dienen. So möchte RWE verstärkt Solarparks bauen. Durch die Energiewende rechnet der Konzern im nächsten Jahr mit steigenden Stromkosten.

Der Energiekonzern RWE wird unter seinem neuen Chef Peter Terium keine neuen Atomkraftwerke mehr bauen. Damit beendet der Niederländer die Pro-Atom-Strategie seines Vorgängers Jürgen Großmann. "RWE steigt aus dem Neubau von Kernkraftwerken aus. Das hat strategische Gründe", sagte Terium der "Süddeutschen Zeitung". Der Konzern sei mit Verspätung bei den erneuerbaren Energien eingestiegen. "Jetzt holen wir auf", sagte Terium, der seit Juli an der Spitze von RWE steht.

Der Verkauf der britischen Atomtochter Horizon, die RWE gemeinsam mit dem Konkurrenten E.on betreibt, steht laut der Zeitung kurz vor dem Abschluss. Als Favorit für den Kauf gelte ein Konsortium um den japanischen Hitachi-Konzern.

Das Geschäft von RWE soll sich grundlegend ändern

Horizon wollte in Großbritannien nach bisheriger Planung mindestens zwei Atomkraftwerke bauen. Der Preis wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt.

Das Geschäft von RWE werde sich grundlegend ändern, sagte Terium. So wolle der Konzern etwa verstärkt Solarparks bauen. Die Technik werde immer günstiger. "In Südeuropa kann sie schon wettbewerbsfähig sein. In Deutschland fehlt nicht viel", erklärte er.

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"Dass wir die Solartechnik lange komplett abgelehnt haben, war aus heutiger Sicht ein Fehler", sagte Terium. Auf Kritik an seinem Vorgänger Großmann verzichtete er jedoch. "Wäre ich damals in seiner Position gewesen, hätte ich auch sehr deutlich für unsere Interessen in der Kernenergie gestritten", erklärte Terium. Die Energiewende in Deutschland bezeichnete der Manager als richtige Entscheidung, drängte aber auf eine bessere Umsetzung. "Wir haben auf den ersten Metern vielleicht nicht immer alle Schritte richtig gemacht. Das muss noch besser werden. Sonst wird es schwierig."

Stromproduzent rechnet mit steigenden Strompreisen

Zugleich rechnet Deutschland größter Stromanbieter mit einem drastischen Anstieg der Strompreise im kommenden Jahr. Die Stromrechnung für den Durchschnittshaushalt könne "2013 um zehn Prozent und mehr steigen", sagte Terium der "Süddeutschen Zeitung". Für eine Durchschnittsfamilie könne dies eine Zusatzbelastung von 60 bis 90 Euro bedeuten.

Verantwortlich für den Preissprung seien die höhere Förderung erneuerbarer Energien, die steigenden Netzkosten und die weitgehende Befreiung der energieintensiven Industrie von den Netzkosten. Terium betonte, die Stromrechnung werde auch "so schnell nicht wieder sinken".

Staat ist bei drohendem Strompreis-Anstieg gefordert

Bei durch den Preisanstieg drohenden sozialen Problemen sieht der Niederländer aber vor allem den Staat gefordert. Dies sei primär eine Aufgabe der Sozialpolitik. "Wir als Unternehmen können und sollen gar nicht wissen, wer bedürftig ist", sagte er.

Terium bekräftigte gleichzeitig den unter seiner Führung vorgenommenen Schwenk des Essener Energieriesen - weg von der Atomkraft, hin zu erneuerbaren Energien. "RWE steigt aus dem Neubau von Kernkraftwerken komplett aus. Das hat strategische Gründe", sagte der Manager. (dapd)