Berlin. Wer oft Bahn fährt, dem graut es schon vor dem Winter. Oft kommt es zu massiven Zugausfällen wegen Frost. Doch 2012 soll das anders sein. Das sagt jedenfalls Bahnchef Grube: Die Deutsche Bahn sei für Schnee und Eis gut gewappnet, sagt er. Auch wenn weiter Reservezüge fehlten.

Der Winter kann kommen: Die Deutsche Bahn ist nach Ansicht ihres Chefs Rüdiger Grube gut für Schnee und Eis gewappnet. "Wir sind zunehmend besser vorbereitet, nicht zuletzt haben wir auch sehr viel in eine bessere Prävention investiert", sagte der Konzernchef in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe). Allerdings fehlten weiter dringend benötigte Reservezüge, die die Industrie nicht rechtzeitig liefere.

2011 habe die Deutsche Bahn einen fast dreistelligen Millionenbetrag für zusätzliche Wintermaßnahmen ausgegeben, sagte Grube der "Berliner Zeitung" und anderen Zeitungen der Mediengruppe DuMont Schauberg. Jetzt nehme die Bahn noch einmal einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand. Das Geld fließe unter anderem in Enteisungsanlagen für Züge, Weichenheizungen, Heizlüfter, Abtauzelte und in einen umfangreichen Schneeräumdienst.

Nachhaltige Verbesserung kommt erst in einigen Jahren

Die Deutsche Bahn hatte vor allem im Winter 2009/2010 mit massiven Zugausfällen durch den Frost zu kämpfen. Im darauffolgenden Sommer war es zu Problemen durch nicht funktionierende Klimaanlagen gekommen. Dieses Jahr habe sich der Ausfall von Klimaanlagen in Grenzen gehalten, sagte Grube. "Im Sommer hatten wir nur an einem heißen Wochenende Probleme, überhaupt kein Vergleich also mit 2010".

Mehr als die Hälfte der 44 ICE-2-Züge sei inzwischen umgerüstet und deren Klimaanlagen modernisiert worden. Die Klimaanlagen der restlichen ICE-2 würden bis zum kommenden Sommer erneuert. Die Umrüstung habe "sich ausgezahlt und wird sich weiter auszahlen", sagte Grube.

Eine nachhaltige Verbesserung im Zugverkehr wird es nach Angaben des Bahn-Chefs aber erst in einigen Jahren geben: "Wir sind derzeit ganz gut unterwegs. Aber richtig gut werden wir erst wieder, wenn wir eine Reserveflotte haben. Das wird Ende 2014 der Fall sein." Hier sei die Bahnindustrie am Zug. Wenn diese bestellte Züge pünktlich und einwandfrei liefere, stünden bei Problemen auch ausreichend Ersatzzüge zur Verfügung. Gerade im Winter ist die Bahn auf jeden Reservezug angewiesen.

1200 ICE-Radsätze müssen erneuert werden

Er sei aber zuversichtlich, dass sich die Industrie in Zukunft an ihre Zusagen halten werde, sagte der Bahn-Chef. "Die Industrie kann es sich gar nicht leisten, weiter so unzuverlässig zu arbeiten. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht, insbesondere die aus Asien." Er müsse die deutsche Bahnindustrie aber auch in Schutz nehmen, da diese mit besonders langwierigen Zulassungsprozessen fertig werden müsse. "Wenn wir heute einen Zug bestellen, dauert es fünf Jahre, bis er fertig entwickelt und zugelassen ist."

Auch die Umrüstung der ICE-Züge mit neuen Radsatzwellen verzögere sich derzeit erneut, weil das Eisenbahnbundesamt plötzlich wieder die Beachtung neuer Normen verlange, kritisierte Grube. "Das geht nicht." Die Bahn muss insgesamt 1200 Radsätze an den 63 Hochgeschwindigkeitszügen erneuern, weil im Juli 2008 ein ICE 3 wegen eines Bruches der Radsatzwelle entgleist war. Mit dem Achsentausch sollte eigentlich bereits 2011 begonnen werden, eine Zulassung des Eisenbahnbundesamtes für die neue Achse liegt aber noch nicht vor. (afp)