Hamburg. Bahnkunden sollen bei der Reservierung künftig gezielt einen Sitzplatz auswählen können. Die Deutsche Bahn führt die aus dem Flugzeug bekannte, konkrete Sitzplatzreservierung ab Dezember in ausgewählten Zügen ein. Sie reagiert damit auf lange bestehende Kundenwünsche.
Bahnreisende können in Zukunft ihren gewünschten Sitzplatz über das Internet individuell reservieren. Ab Dezember führt das Reiseunternehmen die neue Möglichkeit bei ausgewählten Zügen ein, wie die Geschäftsführerin von DB Vertrieb, Birgit Bohle, am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Dann können Reisende wie im Flugzeug über eine Grafik im Internet ihre Sitze auswählen. Bisher hatten die Passagiere nur die Wahl zwischen Großraum und Abteilwagen, sowie Gang oder Fenster. Der genaue Platz wurde dann vom Bahncomputer zugewiesen. Ab Dezember können in 75 Prozent der ICE-Züge die Plätze individuell reserviert werden, wie Bohle sagte. Das neuen System funktiert nur bei Onlinebuchungen und noch nicht für Intercityzüge.
Die Bahn wurde seit Jahren kritisiert, weil sie das aus Flugzeugen gewohnte Modell nicht anbot. Der im Juli an den Start gegangene private Hamburg-Köln-Express (HKX) bot bereits die individuelle Sitzplatz-Auswahl an.
250 Millionen Euro für bequemere Züge
Auf den Angriff der Privatkonkurrenz im Fernverkehr will die Bahn unterdessen mit einer Qualitätsoffensive reagieren: Auf der stark nachgefragten Strecke Hamburg-Köln setzt der Staatkonzern ab Dezember nur noch komplett renovierte IC-Züge oder sogar die noch moderneren ICE-Waggons ein. Seit Ende Juli fährt auf dieser Verbindung auch der Privatanbieter HKX, der die Kunden mit deutlich billigeren Fahrscheinen lockt. "Wir wollen besser sein", kündigte der Vorstandschef des DB-Fernverkehrs Berthold Huber an.
Mit einer Investition von 250 Millionen Euro renoviert die Deutsche Bahn ihre bis zu 40 Jahre alte Intercity-Flotte und macht die Züge bequemer für die Passagiere. Insgesamt 770 Waggons werden überholt und bekommen neue Stühle, neue Bistros, neue Klimaanlagen, Steckdosen an allen Plätzen und eine andere Inneneinrichtung, wie Bahn-Vorstandsmitglied Ulrich Homburg am Donnerstag in Hamburg mitteilte.
Erster umgebauter ICE am Donnerstag vorgestellt
Die zum Teil stark abgenutzten Züge werden an den Standard der modernen ICE-Wagen angepasst, wie die Bahn verspricht. Der erste umgebaute Zug wurde am Donnerstag in Hamburg vorgestellt. Ab dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember werden die neuen Wagen auf der IC-Linie Hamburg-Köln-Mainz-Stuttgart eingesetzt. Die übrigen Linien sollen folgen.
Die IC-Verbindungen sind das zweitwichtigste Produkt im Personenfernverkehr der Bahn: Mit 53 Millionen Fahrgästen im Jahr machen sie 40 Prozent aller Passagiere aus. Die renovierten IC-Wagen sollen noch zehn bis 15 Jahre halten. Ab 2016 werden sie nach und nach von 300 komplett neuen Zügen vom Typ ICx abgelöst, für die die Bahn bis zu sechs Milliarden Euro ausgibt.
Der privatwirtschaftlich betriebene HKX greift die Deutsche Bahn seit Ende Juli mit Kampfpreisen ab 18 Euro für die einfache Fahrt an. Der HKX fährt mit plüschigen Waggons aus den siebziger Jahren bis zu dreimal am Tag hin und her. Die DB nimmt regulär bis zu 90 Euro. Bahnmanager Huber lehnte Angaben zu der Frage ab, ob die Bahn bei ihren Passagierzahlen die Konkurrenz spüre. "Das muss man langfristiger betrachten", sagte er. (dapd)