Millingen.. Mitarbeiter eines Sicherungsunternehmens aus Duisburg sitzen in einem Container an der Anholter Straße und beobachten das Verhalten der Fußgänger. Die gesammelten Daten gehen an die Deutsche Bahn. Wozu sie gebraucht werden, war zunächst unklar.


Ralf Scherf sammelt Daten. Warum? Das weiß er selbst nicht genau. Er sitzt in einem Container am Bahnübergang Anholter Straße und schaut sich die Szenerie an. Er beobachtet, wie viele Fußgänger trotz heruntergelassener Schranken die Gleise überqueren. Und er prüft, ob die hinteren Bremsen der Güterzüge funktionieren oder Funken sprühen. „Das passiert nämlich schon mal“, sagt er. Die Daten gehen an die Deutsche Bahn, denn die hat wiederum Scherfs Arbeitgeber dazu beauftragt, ein Sicherungsunternehmen, das spezialisiert ist auf Gefahren an Bahngleisen.

Seit etwa fünf Wochen stehen der Container und ein Dixiklo am großen Millinger Bahnübergang, ebenso in Emmerich an der s’Heerenberger Straße. „Wir sitzen hier 24 Stunden am Tag im Schichtbetrieb“, erklärt Scherf, der sich auch mal mit meckernden Autofahrern auseinandersetzen muss. „Die denken, wir sitzen hier und lassen die Schranken runter, wenn ein Zug kommt“, sagt er.

So wie ein Anwohner, der sich fragt, warum die Schranken trotz Personal vor Ort „fünf Minuten, bevor der Zug ankommt“ heruntergelassen werden. „Mit den Schranken haben wir überhaupt nichts zu tun“, entgegnet Ralf Scherf. „Ich bin hier nur Beobachtungsposten.“

„Das würde mich auch nerven“

Den Ärger der Autofahrer kann er aber gut verstehen: Stolze drei Mal geht die Schranke runter und wieder hoch, während er der NRZ seinen Auftrag erklärt. „Das würde mich auch tierisch nerven“, gibt er zu. „Als Autofahrer und als Anwohner erst recht.“

Und wofür braucht die Bahn nun die von Scherf und seinen Kollegen gesammelten Daten? Ohne größere Recherche hat selbst die keine Antwort parat. Man kümmere sich um die Anfrage, hieß es gestern am frühen Nachmittag. Mehr war erst mal nicht zu erfahren.

Im Visier hat die Bahn aber offensichtlich die Sicherheit an dem Bahnübergang. Im Februar 2010 gab es hier einen tödlichen Unfall. Eine Joggerin hatte die Gleise trotz heruntergelassener Schranken überquert und wurde vom Regionalexpress erfasst. Die Frau hatte Musik über Kopfhörer gehört und den herannahenden Zug vermutlich nicht gehört. Einige Monate später, im Mai, war es an gleicher Stelle zu einem Fast-Unfall mit einem Schulbus gekommen.