Berlin. . Um durchschnittlich knapp drei Prozent sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember die Fahrkartenpreise der Bahn steigen. Damit reicht der Konzern die gestiegenen Energiekosten an die Kunden weiter. Die Sparpreise werden nicht erhöht, aber die Preise für Bahncards, Länder- und Schöne-Wochenendtickets steigen.

Teurerer Strom, gestiegene Dieselpreise... – vor allem die erhöhten Energiekosten nimmt die Bahn zum Anlass, zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember erneut die Preise zu erhöhen. Nach der Erhöhung um knapp vier Prozent im vergangenen Dezember steigen die Fahrpreise in diesem Jahr mit knapp drei Prozent vergleichsweise moderat. Teurer werden sowohl die Fahrten im schnellen ICE als auch im Regionalverkehr. Die Verkehrsverbünde sind nicht betroffen, aber wer außerhalb eines Verkehrsverbunds oder von einem Verbund in den nächsten fährt muss sich ebenfalls auf höhere Preise gefasst machen – etwa bei den NRW-Tickets. „Wir erhöhen die Fahrpreise moderater als die anderen europäischen Bahnen“, verteidigt Fernverkehrsvorstand Ulrich Homburg die Entscheidung.

Ab 29 Euro für die einfache Fahrt

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Von Michael Minholz

Die gute Nachricht für Gelegenheits-Bahnfahrer, die früh buchen und sich auf konkrete Zugverbindungen festlegen können: Die Sparpreise werden nicht erhöht. Die einfache Fahrt in der zweiten Klasse gibt es weiterhin ab 29 Euro innerhalb Deutschlands und 39 Euro für Reisen in Europa. Auch an der Systematik, dass die Sparpreise je nach Buchungstag und Auslastung des Zuges in Fünf-Euro-Schritten bis maximal 99 Euro teurer werden, werde sich nichts ändern, sagte ein Bahn-Sprecher der NRZ. Die Höhe des Sparpreises, den die Bahn zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen konkreten Zug verlangt, „hängt immer nur von der Nachfrage nach der jeweiligen Zugverbindung ab“. Die durchschnittliche Preiserhöhung um 2,8 Prozent beziehe sich nur auf den Normalpreis, der immer verfügbar ist, auch wenn die Sparpreise ausverkauft sind. Mit diesen Fahrscheinen sind Bahnkunden dann auch nicht an einen bestimmten Zug gebunden.

Einzelne Fahrten verteuern sich in der Regel um einstellige Euro-Beträge. Der Höchstpreis für eine einfache Fahrt auf innerdeutschen Strecken erhöht sich um vier Euro auf dann 139 Euro. So viel kostet etwa eine ICE-Fahrt von München nach Hamburg. Im Nahverkehr erhöhen sich die Ticketgebühren meist um weniger als einen Euro.

Auch bei der Bahncard (BC) sind Verbesserungen geplant, wenngleich noch nicht abschließend entschieden. Wenn eine Einigung mit den Nahverkehrsverbünden gelingt, dürfen Bahncard-Besitzer ab Dezember kostenlos mit öffentlichen Bussen oder Bahnen zu ihrem Abfahrtsbahnhof fahren. Bislang gilt diese Regelung nur am Zielort.

Eine Entscheidung darüber stehe bevor, heißt es aus dem Konzern. Davon hängt auch der künftige Preis der Bahncard (BC) ab. Die BC 25, die alle Preise (auch die Sparpreise) um ein Viertel ermäßigt, wird ohne die zusätzliche Bus-und-Bahn-Option künftig 60 Euro (1.Klasse: 122 Euro) kosten, einen Euro mehr als bisher. Die BC 50, die den Normalpreis um die Hälfte reduziert, verteuert sich um sieben Euro auf 247 Euro (496 Euro). Sollte es die Freifahrten am Startort geben, schlägt die Bahn bei den Karten noch ein bis zwei Euro drauf.

Teurer werden auch Länder- und „Schöne-Wochenend-Tickets“, die meist um einen oder zwei Euro mehr kosten werden. Der Missbrauch von Fahrscheinen, mit denen die Inhaber mehrere andere Fahrgäste kostenlos mitnehmen können, soll abgestellt werden. Künftig gelten diese Karten statt für zusätzlich vier Personen nur noch für einen Erwachsenen und drei Kinder. Aufgrund der bisherigen Regelung hat sich auf beliebten Routen ein regelrechter Graumarkt für die Mitfahrertickets entwickelt.

Plus bei Umsatz und Fahrgastzahlen

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht die neuerliche Preisrunde kritisch. Die Bahn verzeichne in diesem Jahr ein kräftiges Umsatzplus und steigende Fahrgastzahlen. Dies müsste eigentlich ausreichen, um die gestiegenen Energiekosten auszugleichen, glaubt VCD-Chef Michael Ziesak. Statt die Kunden am Erfolg teilhaben zu lassen, bitte sie der Konzern nun erneut zur Kasse. Tatsächlich verläuft das Jahr für die Bahn ungewöhnlich gut. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Passagiere im Fernverkehr um mehr als fünf Prozent an. Auch im Nahverkehr konnte der Konzern noch zulegen. Dabei profitiert das Unternehmen wohl auch von den stark gestiegenen Benzinpreisen, die manchen Autofahrer von der Straße auf die Schiene umsteigen lassen.

Im Dezember wird die Bahn zumindest vier statt acht der insgesamt 16 bestellten, aber verspäteten ICE-Doppelzüge aus dem Krefelder Siemens-Werk erhalten. Man habe sie aus Vorsicht noch nicht in den regulären Fahrplan aufgenommen. Aber immerhin stehen damit zusätzliche Reservezüge bereit.