Essen. Die Gasversorger in Deutschland kassieren von ihren Kunden im Jahr pro Haushalt durchschnittlich 90 Euro zu viel. Das ist das Ergebnis einer Studie. Weil Unternehmen günstiger Gas einkaufen konnten, hätten die Preise aufs gesamte Jahr gerechnet im Schnitt um 27 Prozent sinken müssen.
Gaskunden in Deutschland zahlen im Jahr pro Haushalt bundesweit durchschnittlich 90 Euro zu viel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen, die der WAZ vorliegt.
Danach geben die Energieunternehmen in diesem Jahr Preissenkungen nur zu zwei Dritteln weiter. Die einbehaltenen Einnahmen bescherten den Versorgern Mehrerlöse von knapp einer Milliarde Euro im Jahr, kritisiert das Gutachten. Die Branche weist die Vorwürfe zurück.
Weil der Gaspreis an den zwischenzeitlich gesunkenen Rohölpreis gekoppelt ist, konnten Unternehmen günstiger Gas einkaufen. „Deswegen hätten die Preise aufs gesamte Jahr gerechnet im Schnitt um 27 Prozent sinken müssen", argumentiert der Energiewirtschafter Gunnar Harms, Autor der Studie. Tatsächlich aber seien die Preise nur um 20 Prozent günstiger geworden.
Thüringer bilden das Schlusslicht
Bei den meisten Gaskunden an Rhein und Ruhr fielen die Preissenkungen fair aus. Bundesweiter Spitzenreiter bei den Preissenkungen sind die Gaswerke Illingen im Saarland (minus 37 Prozent). Im Vergleich der Bundesländer profitierten die Thüringer mit nur minus 13 Prozent am wenigsten von den Nachlässen.
Die Studie stützt sich auf bundesweite Daten des Verbraucherportals Verivox. Sie rechnet auch aktuell angekündigte Preissenkungen sowie den wieder gestiegenen Ölpreis mit ein. Ein Grund für die zu hohen Preise sei der mangelnde Wettbewerb auf dem Gasmarkt, kritisiert die Studie.
Die Grünen fordern als Konsequenz mehr Konkurrenz auf dem Markt: „Viele Kunden zahlen immer noch zu viel für ihr Gas, weil die Bundesregierung ähnlich wie beim Strommarkt die Auseinandersetzung mit den großen Platzhirschen scheut", sagte Jürgen Trittin, Spitzenkandidat für die Bundestagswahl.
„Ein Haushalt in Essen zahlt rund 300 Euro weniger im Jahr als in Düsseldorf. Auch daran sieht man, dass etwas nicht stimmt", kritisierte Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft will die Vorwürfe prüfen. „Die Gaspreise sind auf dem tiefsten Stand seit 2007", sagte ein Sprecher.