Athen. Die Lage des Euro-Staates wird immer verzweifelter: Die Troika aus EU-Kommission, EZB und Währungsfonds entdecken offenbar immer neue Lücken im Athener Staatsetat. Laut Medienberichten fehlen 20 Milliarden Euro. Nun wird über einen neuen Schuldenschnitt diskutiert.
Die Lücke im griechischen Staatshaushalt ist einem Medienbericht zufolge größer als bislang bekannt. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) fehlten der Regierung von Ministerpräsident Antonis Samaras derzeit rund 20 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel wie zuletzt eingeräumt, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Samaras soll laut dem Bericht bereits mehrfach angefragt haben, ob die öffentlichen Gläubiger bereit wären, auf die Rückzahlung von Schulden zu verzichten. Zuletzt wurde verstärkt über einen zweiten Schuldenschnitt für Griechenland spekuliert, der diesmal vor allem die staatlichen Gläubiger treffen würde.
Abschlussbericht steht weiterhin aus
Die griechische Regierung verhandelt derzeit mit Vertretern der Troika darüber, wie Einsparungen über 11,5 Milliarden Euro aufgebracht werden können. Ein Erfolg bei diesen Gesprächen ist die Voraussetzung dafür, dass Griechenland weitere 31,5 Milliarden Euro an dringend benötigten Hilfskrediten erhält. Wann die Troika ihren Abschlussbericht vorlegen wird, ist noch unklar.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat bereits angekündigt, sich nicht an zusätzlichen Kosten für die Griechenland-Rettung beteiligen zu wollen. Sollte Athen über die bisherigen Hilfsprogramme hinaus Geld benötigen, werde sich der IWF nicht daran beteiligen, sagte der griechische IWF-Vertreter Thanos Catsambas.
Griechenland hatte sich im Gegenzug für die Milliardenhilfen von Eurozone und IWF zu drastischen Sparmaßnahmen verpflichtet. Athen fordert für die Umsetzung nun einen Aufschub von zwei Jahren - wodurch neue Kosten entstehen, an denen sich der IWF laut Catsambas nicht beteiligen wird. Der IWF habe seine "Möglichkeiten erschöpft".
Catsambas sagte, die Kosten könnten entweder durch zusätzliche Kredithilfe oder durch einen Schuldenschnitt öffentlicher Geldgeber wie der Europäischen Zentralbank (EZB) finanziert werden. Letzteren hält der IWF demnach für die "ratsamste Lösung". Im Rahmen eines ersten Schuldenschnitts verzichteten bereits private Gläubiger im Frühjahr auf Forderungen in Höhe von 107 Milliarden Euro, öffentliche Gläubiger waren nicht betroffen. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies Überlegungen eines Schuldenschnitts für die öffentlichen Gläubiger zurück. (afp/dapd)