Athen. Griechenland hat erneut keine Einigung über die von den internationalen Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen erzielt. Ein Treffen von Regierungschef Samaras mit den Spitzen der Koalition brachte keinen Durchbruch. Zuvor hatte sich die Troika getroffen - und Zweifel an den Sparplänen geäußert.
Die Spitzen der griechischen Regierungskoalition haben am Sonntagabend keine Einigung über das von der Troika geforderte Sparpaket erzielt. Während Ministerpräsident Antonis Samaras für Kürzungen bei Gehältern und Renten in Höhe von 11,5 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren warb, forderten der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Evangelos Venizelos, und Fotis Kouvelis von der Demokratischen Linken mehr Zeit zur Umsetzung der Sparpläne.
Gespräche in Griechenland vertagt
Die Vertreter der drei griechischen Koalitionsparteien vertagten ihre Gespräche auf Mittwochabend. Aus Regierungskreisen wurde unterdessen bekannt, dass die Gläubiger-Troika Zweifel an einigen Teilen des jüngsten griechischen Sparprogramms im Volumen von zwölf Milliarden Euro angemeldet hat.
Die Inspektoren von der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds hätten weitere Details angefordert, um über eine Absegnung des Programms entscheiden zu können, erklärte am Sonntag ein griechischer Regierungsmitarbeiter nach einem Treffen der Troika mit dem griechischen Finanzminister.
Troika lehnt Sparplan ohne weitere Infos ab
Sollte die Regierung die fehlenden Angaben nicht liefern, würde der Sparplan abgelehnt. Für die Freigabe der nächsten Kredittranche in Höhe von 31 Milliarden Euro verlangt die Troika eine zügige Umsetzung des Sparpakets.
Die Kontrolleure der Troika hatten offenbar auch Einwände gegen Alternativvorschläge der Sozialisten und Demokratischen Linken. Dazu zählt unter anderem die Streichung einiger Sparmaßnahmen angesichts erwarteter höherer Einnahmen durch die Bekämpfung von Steuerhinterziehung.
Die Inspektoren waren am Freitag in Athen eingetroffen, um den Fortschritt der Regierung bei der Umsetzung der im Rahmen des jüngsten Hilfspakets vereinbarten Reformen zu prüfen.
55 Prozent der unter 24-jährigen Griechen sind arbeitslos
Griechenland steckt bereits das fünfte Jahr in Folge in einer schweren Rezession. Die Volkswirtschaft ist um 20 Prozent geschrumpft und die Arbeitslosenquote stieg im Juni auf 24,4 Prozent. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit zählt Griechenland zu den Schlusslichtern.
55 Prozent der unter 24-jährigen Griechen seien derzeit ohne Job, berichtete die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf eine Länderanalyse der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
Die UN-Organisation hat für ihre Analyse Jobzahlen für 178 Staaten rund um den Globus erhoben. In etwa 50 davon wurde zudem die Bevölkerung befragt, um die Ergebnisse international vergleichbar zu machen.
Unter den afrikanischen, karibischen und lateinamerikanischen Staaten, für die es nur Schätzungen gebe, seien nur wenige Länder, in denen prozentual mehr Menschen ohne Job seien als in Griechenland oder Spanien, hieß es in dem Bericht weiter. Dies sei beispielsweise in Namibia der Fall.
Nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen mit seinen Koalitionspartner kommt Samaras am Montag mit Vertretern der Troika und am Dienstag mit EZB-Präsident Mario Draghi zu Gesprächen über das weitere Vorgehen zusammen. (dapd/rtr/afp)