Berlin. . Ab 21. Dezember sind spezielle Versicherungsverträge für Männer und Frauen aus Diskriminierungsgründen nicht mehr erlaubt. Bei den Verträgen ändern sich die Tarife teilweise für die Geschlechter erheblich, berichtet Stiftung Warentest.

Ab 21. Dezember sind Versicherungsverträge nur für Frauen oder Männer in der Europäischen Union nicht mehr zulässig. Die Richter am Europäischen Gerichtshof hatte entschieden, dass getrennte Tarife eine unzulässige geschlechtliche Diskriminierung darstellen. Die Stiftung Warentest in Berlin hat jetzt eine Befragung von elf großen Versicherungsunternehmen über die Prämienentwicklung bei den kommenden Unisextarifen in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ veröffentlicht. Nach der Stichprobe können einzelne Beiträge für Männer um bis zu 40 Prozent steigen. Aber die kommenden Tarife können auch für Frauen erheblich teurer werden. Hier die wichtigsten Fakten zum neuen „Tarifrecht“:

Altverträge weiter gültig

Grundsätzlich bleiben bestehende Verträge weiterhin gültig. Vertragsveränderungen – etwa die Erhöhung der Versicherungssumme einer Risikolebensversicherung – können aber als Neuabschluss gewertet werden. Für den dazukommenden Teil gilt dann der Unisextarif. „Nur wenn im Vertrag eine Option auf Veränderung mit eingebaut ist, gelten die alten Regeln,“ sagt Versicherungsmathematiker Jürgen Strobel. Oft enthalten Verträge entsprechende dynamische Anpassungsklauseln.

Warentest rät, beim Abschluss einer Versicherung unbedingt zu fragen, ob die Police nach dem 21. Dezember teurer oder günstiger wird. Lassen sie sich nicht von Vermittlern unter Druck setzen, jetzt einen Vertrag abzuschließen, möglicherweise für einen gar nicht benötigten Versicherungsschutz. Mit diesem Verhalten der Branche rechnet Warentest allerdings.

Jetzt abschließen – oder nicht

Einige Versicherungen sollten bei Bedarf jetzt abgeschlossen werden, weil die Beiträge auf jeden Fall steigen werden. Die Risikolebensversicherungen für Frauen werden erheblich teurer, umgekehrt für Männer billiger. Auf jeden Fall teurer für Frauen fällt die Unfallversicherung aus. Hier gibt es zwei Gruppen. Bislang galt für Frauen nur die niedrigere Klasse. Jetzt rutschen auch sie in bestimmten risikoreicheren Berufsgruppen in die höhere und damit teurere Klasse. Die Mehrkosten für einen guten Unfallversicherungsvertrag beziffert Warentest mit 100 bis 200 Euro im Jahr.

In der Kfz-Versicherung müssen Fahranfängerinnen mit höheren Kosten rechnen, obwohl sie statistisch weniger Unfälle „bauen“. Männer müssen mit deutlich steigenden Prämien bei der wichtigen Berufsunfähigkeitsrente rechen, ebenso bei Pflegetage- und Pflege­rentenversicherung.

Private Krankenversicherung

Bislang zahlen Frauen in der privaten Krankenversicherung Prozent höhere Tarife, da sie mehr Kosten verursachen. Noch gibt es keine Unisextarife und nicht einmal dir rechtlichen Grundlage für die komplizierte Berechnung. Auf Anfrage von Warentest äußerte sich nur Axa konkret und gab an, dass „Unisex“ Männer 30 Prozent mehr kosten würde. Die Allianz erklärte, die neuen Prämien würde nahe an den derzeitigen Beiträgen für Frauen liegen.

Die Materie in der privaten Krankenversicherung ist kompliziert. Grundsätzlich können die Versicherten bei ihrer Gesellschaft von einem gleichartigen Tarif in den anderen wechseln, also in Zukunft auch von einem neuen Unisex-Tarif in einen alten geschlechtsspezifischen – und umgekehrt. Warentest: Voraussichtlich wird es langfristig für niemanden in der „Privaten“ billiger.