Essen. . Viele Arbeitnehmer leiden heute unter psychischen Belastungen. Das beklagt Evonik-Chef Klaus Engel. Für den Umgang mit der E-Mail-Flut brauche ein Unternehmen Regeln – bei Evonik werden sie deshalb gerade entwickelt.
Evonik-Chef Klaus Engel sieht sein Unternehmen nicht als Spielball politischer Interessen. „Dass die Politik sich bei uns einmischt, habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Vorstandschef des Essener Chemiekonzerns beim Besuch der Gläsernen Redaktion der WAZ-Mediengruppe auf dem Essener Ideenpark. Mehrheitseigner des Konzerns ist die RAG-Stiftung, die vor fünf Jahren zur sozialverträglichen Abwicklung des Steinkohlebergbaus gegründet worden war und politisch kontrolliert ist.
Das Unternehmen entwickle seine Strategie und Geschäftsfelder selbst, betonte Engel. Er lobte die Zusammenarbeit mit den NRW-Landesregierungen. „Der Dialog mit Ministerpräsident Rüttgers war gut. Und Frau Kraft habe ich immer als kompetente und absolut verlässliche Gesprächspartnerin kennengelernt.“
Natürlich gebe es mit der Politik auch Gespräche über Industriepolitik, zumal die Gründung der RAG-Stiftung ein höchst industriepolitischer Prozess gewesen sei. „Das Modell ist eindeutig eine Erfolgsgeschichte. Unser Anspruch muss es sein, dass der Steuerzahler für die Ewigkeitskosten des Steinkohlebergbaus nicht einspringen muss“, sagte Engel. Die RAG-Stiftung hat die Aufgabe, die Ewigkeitskosten des Bergbaus wie das Abpumpen von Grubenwasser zu finanzieren.
Gegen Energiesparziele der EU
Evonik solle weiter wachsen, so Engel. Das Unternehmen habe zwar keine konkreten Übernahmepläne, aber „wir haben die Mittel angespart, um grundsätzlich auch Übernahmen zu schultern“. Auch in die Standorte in der Region wolle das Unternehmen weiter investieren. „Gerade haben wir eine zweistellige Millionensumme in eine neue Chemieanlage in Marl investiert“, so Engel.
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Ob die Bundesrepublik grundsätzlich als Standort für energieintensive Betriebe attraktiv bleibe, hänge davon ab, wie sich die Energiepreise entwickelten. „Absolute Einsparziele für den Energieverbrauch wie von der EU-Kommission geplant lehne ich ab.“ Solche Festlegungen bremsten das volkswirtschaftliche Wachstum.
Engel schaltet sich in Erreichbarkeitsdebatte ein
Engel, der auch Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) ist, schaltete sich in die aktuelle Debatte um ständige Erreichbarkeit von Arbeitnehmern ein. „Vor vielen Jahren war in etlichen Unternehmen Alkohol am Arbeitsplatz ein großes Thema. Heute sind es psychische Belastungen wie Burnout.“ Engel: „Wir reden uns ein, wir müssten immer online sein. Dabei schaden wir uns nur selbst.“
Er habe deshalb seinen Arbeitsdirektor beauftragt, Leitplanken zur Erreichbarkeit und im Umgang mit E-Mails außerhalb der Arbeitszeit zu entwickeln. Mitarbeiter sollten etwa nur im Notfall nach Feierabend oder am Wochenende angerufen werden und in dieser Zeit möglichst auch E-Mail-frei haben.