Essen. Johannes Teyssen löst Wulf Bernotat als Eon-Chef ab. Im Mai 2010 soll der Wechsel auf dem Chefsessel erfolgen. Vor dem Neuen stehen eine Menge Aufgaben. Doch bei aller Akribie, die dem Macher nachgesagt wird, pflegt er einen lockeren Umgangston.
Führungserfahrung hat er, in der Energiebranche arbeitet er seit Jahren – und wo er gute Sprüche findet, weiß er auch. Der künftige Chef des größten deutschen Energiekonzerns Eon, Johannes Teyssen, blättert dafür schon mal in Asterix-Heften.
Ab Mai 2010 soll der 49-jährige studierte Jurist Eon-Chef Wulf Bernotat (60) ablösen. Das beschloss am Montagabend der Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns.
Auf Teyssen wartet viel Arbeit. Der Manager, der als Schnelldenker gilt, muss als Eon-Chef sparen (bis 2011 jährlich 1,5 Milliarden), sich den Energien von morgen widmen, aber auch mit Kartellbehörden auseinandersetzen, die den europaweit tätigen Konzern kritisch beäugen. Und mit Atomkraftgegnern, denen Eons Atomkraft-Aktivitäten im In- und Ausland ein Dorn im Auge sind. Teyssen werden aber auch erneuerbare Energien wie Windkraft oder Solarenergie beschäftigen, in die der Betreiber von Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken – wie Rivale RWE und europäische Konkurrenten – Milliardensummen steckt.
Seine Vita
Das nötige Rüstzeug für diese Aufgaben bringt der gebürtige Niedersachse mit. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaft in Freiburg geht der Sohn eines Richters in die Energiewirtschaft. 1989 fängt er bei Preussen Elektra in Hannover an.
Der Mutterkonzern von Preussen Elektra, die Veba AG, verschmilzt im Jahr 2000 in der bis dahin größten Fusion der deutschen Wirtschaftsgeschichte mit der Viag zur Eon AG. Teyssen macht auch im neuen Konzern weiter Karriere. Im März 2001 wird er Finanzvorstand der Eon Energie AG, der Führungsgesellschaft für die Strom-, Gas- und Wassergeschäfte des Konzerns. Gut zwei Jahre später, im Mai 2003, rückt Teyssen dann an die Spitze der Münchner Eon-Tochter auf.
In der Zeit des FC-Bayern-München-Fans bei Eon Energie gibt es auch negative Schlagzeilen. 2006 sorgt eine Panne bei einer Eon-Energie-Tochter für Stromausfälle in zahlreichen deutschen Bundesländern sowie in Teilen Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Österreich, Italiens und Spaniens. Der Grund: eine mangelhaft geplante zeitweilige Abschaltung einer Hochspannungsleitung.
Teyssen der Macher
Im April 2007 wechselt Teyssen dann in die Konzernzentrale nach Düsseldorf. Er verantwortet Eons operatives Geschäft: Teyssen kümmert sich unter anderem um Unternehmensplanung, Marketing und Vertrieb. Diesen Job macht er offenbar gut: Acht Monate später wird bekannt, dass er ab März 2008 auch als Stellvertreter von Konzernchef Bernotat agiert.
Teyssen gilt als Macher. Ihm wird großes Verhandlungsgeschick und ein Talent zur Selbstinszenierung bescheinigt. „Manchmal muss man schon aufpassen, dass man nicht selbst zum Event wird“, hat der Manager einmal gesagt.
Wie er seine Zuhörer nicht nur fordert, sondern auch unterhält, weiß Teyssen. Asterix-Hefte bieten dem designierten Eon-Chef einen reichen Zitatenschatz: „Da steckt viel Weisheit dahinter und es ist hinreichend komisch.”