Berlin. Verrät die Europäische Zentralbank sich selbst und ihre Funktion, wenn sie Staatsanleihen von Krisenländern kauft? Nein, sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). Sie fordert die EZB sogar auf, weitere Anleihen zu kaufen, um die Handlungsfähigkeit der Staaten zu erhalten.
Die OECD unterstützt den Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB), zur Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise unter Bedingungen Staatsanleihen von Krisenländern aufzukaufen. OECD-Generalsekretär Angel Gurria sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagausgabe), EZB-Präsident Mario Draghi habe klar dargelegt, wie die Zentralbank mit dem Ankauf von Staatsanleihen die Krise entschärfen könne.
"Und ich unterstütze seinen Kurs", sagte der Chef der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa laut Vorabbericht. Er erwarte, dass die Krise mit der neuen EZB-Politik beherrschbar bleibe. "Die Spekulanten werden ihre Wette gegen den Euro verlieren, weil die EZB dann alle Register ziehen wird", sagte Gurria. Ein Inflationsrisiko sehe er aktuell nicht.
EZB-Ratsmitglied Christian Noyer hatte am Donnerstag die Entschlossenheit der Zentralbank unterstrichen und erklärt, die EZB wolle bei einer Rettungsaktion für den Euro mit massiven Interventionen an den Anleihenmärkten in die Vollen gehen. "Unsere Operationen werden einen ausreichenden Umfang haben, um starke Wirkung auf die Märkte auszuüben", kündigte der französische Notenbankchef in einem Interview an.
Die Zentralbank sei darauf vorbereitet, "sehr schnell" zu handeln und sich auf den Markt für kurzlaufende Staatspapiere zu konzentrieren. Draghi hatte eine Woche zuvor die Bereitschaft der EZB zu weiteren Anleihekäufen erklärt, diese aber an die Bedingung geknüpft, dass Schuldenstaaten zunächst unter die Rettungsschirme müssten.
Gurria sagte, die Staaten, die Hilfe wollten, müssten ihren eingeschlagenen Reformkurs weiter verfolgen. "Die EZB-Unterstützung gibt ihnen die dafür nötige Zeit", sagte der OECD-Chef. (rtr)