Düsseldorf. Meilenstein für Metro: Der Handelskonzern kann künftig leichter unternehmerische Entscheidungen treffen. Nun plant die Metro eine neue Ausrichtung seiner Ketten Media Markt und Saturn, beispielsweise einen Onlinehandel. Der Aktienkurs des Konzerns stieg nach Bekanntgabe des Urteils bereits.

Die Metro AG kann nach zwei Gerichtsurteilen künftig die Elektronikketten Media Markt und Saturn leichter steuern. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts München durfte der Handelskonzern einen Beirat einsetzen, der unternehmerische Entscheidungen auch mit einfacher Mehrheit, also ohne Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals, treffen kann.

Die Berufungsklage von Kellerhals wies das Gericht am Donnerstag zurück. Der 72-jährige Firmengründer hatte die Einsetzung des Beirats abgelehnt. Er hält über seine Gesellschaft Convergenta Invest 21,62 Prozent an der Media-Saturn Holding. Seiner Meinung nach ist allein die Gesellschafterversammlung entscheidend. Diese kann Beschlüsse nur mit mindestens 80 Prozent der Anteile treffen.

Die Metro, die 75,4 Prozent der Anteile hält, wollte die Sperrminorität seit langem aushebeln. Dafür richtete sie bereits im März 2011 den Beirat ein. Dagegen klagte Kellerhals und bekam vor dem Landgericht Ingolstadt in erster Instanz teilweise recht.

Metro will Onlinehandel aufbauen

Metro-Chef Olaf Koch begrüßte die Urteile. Er sprach von einem "wichtigen Meilenstein". Der Elektronikhändler müsse neu ausgerichtet werden. Nun sei der Weg frei für effiziente und schnelle Entscheidungsprozesse, sagte Koch. So will der Mehrheitseigner auch einen Onlinehandel von Media Markt und Saturn aufbauen. Über diesen Strategiewechsel gab es zuletzt Streit unter den Gesellschaftern.

Koch sagte, dass er den Vertrag mit dem bisherigen Media-Saturn-Chef Horst Norberg über das Jahr 2013 hinaus verlängern will. Dazu muss er sich jedoch mit Kellerhals einigen, da dies weiterhin nur die Gesellschafterversammlung mit mindestens 80 Prozent Mehrheit entscheiden kann.

Beirat ist für Budgetplanung und Finanzierung zuständig

Künftig behält Gründer Kellerhals zwar die Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung. Im Beirat reicht jedoch die einfache Mehrheit. Das habe das von Metro einberufene Schiedsgericht bereits am Mittwoch in nicht öffentlicher Sitzung entschieden, teilte der Handelskonzern mit. Der Beirat sei für zentrale Punkte wie Budgetplanung, Finanzierung und den Erwerb oder Verkauf von Unternehmen zuständig, sagte Metro-Chefjustiziar Donatus Kaufmann unter Berufung auf das Schiedsgericht.

Kellerhals' Anwalt Luidger Röckrath sagte: "Metro ist keinen Millimeter weitergekommen." Kellerhals habe "weiter seine Minderheitsrechte". Ob der Media-Markt-Gründer gegen die Entscheidungen des Oberlandesgerichts und des Schiedsgerichts weiter vorgehen will, konnte sein Anwalt noch nicht sagen. Die Revision ließ das Oberlandesgericht zwar nicht zu. Es ist aber eine Nicht-Zulassungs-Beschwerde beim Bundesgerichtshof möglich.

"Durchregieren steht nicht auf der Agenda"

Metro-Chefjustiziar Donatus Kaufmann sieht keine Gefahr, dass das Urteil noch einmal kippen könnte. "Die Latte hängt sehr hoch." Auch die Drohung der Convergenta Invest, gegen jeden Beiratsbeschluss juristisch vorzugehen, sieht er gelassen. Die Gerichte hätten die relevanten Punkte geklärt. Metro-Chef Koch sprach von einem "stumpfen Schwert".

Ein Sprecher der Convergenta Invest sagte, die Metro könne auch nach den jüngsten Urteilen "nicht gegen den Willen der Gründungsgesellschafter durchregieren". Koch entgegnete: "Durchregieren steht nicht auf der Agenda." Ihm gehe es um die Zukunft des Unternehmens. Er wolle nun "mit allen Gesellschaftern kooperativ nach vorne schauen".

Der Metro-Aktienkurs stieg nach Bekanntwerden des Urteils gegen den DAX-Trend deutlich an. Am Nachmittag stand der Kurs 1,1 Prozent im Plus bei 23,60 Euro. (dapd)