Madrid. Junge Spanier wie Maria Ochoa verlassen ihr Land, weil sie keine berufliche Zukunft sehen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau, der spanische Staat steht kurz vor der Pleite. Trotzdem ist die junge Spanierin vorsichtig optimistisch.

„Vor allem die schlechte Arbeit der spanischen Regierungen ist schuld an der Krise“, sagt Maria Ochoa auf dem Campus der Universität Complutense in der spanischen Hauptstadt Madrid. „Aber auch die Banken und die Gesellschaft, die über ihre Verhältnisse gelebt hat, haben zur aktuellen Situation beigetragen.“ Die 22 Jahre alte Studentin gehört zu jener jungen, verzweifelten Generation ohne Zukunft in Spanien, die am meisten unter der Krise leidet.

Chancenlos und frustriert: Nach Lehre oder Studium einen Job zu finden, ist für Spaniens Nachwuchs fast unmöglich. Inzwischen ist jeder zweite junge Mensch unter 25 Jahren ohne Arbeit. Und wer etwas findet, kommt selten über einen Lohn von 1000 Euro. Die meisten jungen Spanier müssen daher den Traum von der eigenen Wohnung, vom eigenen Leben außerhalb des Elternhauses für lange Zeit begraben.

Aktionsprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit

„Von zwölf Leuten aus meinem Freundeskreis haben gerade einmal zwei eine Arbeit in Spanien gefunden“, erzählt Maria. „Der Rest ist nach England und in die USA gezogen oder studiert weiter, nur um nicht arbeitslos zu sein.“ Mit Fortbildungen versuchen viele perspektivlose Hochschulabsolventen, die Krisenzeit einigermaßen zu überbrücken.

In Spanien wachse eine „verlorene Generation“ heran, warnt die Internationale Organisation für Arbeit. Die EU-Kommission beobachtet ebenfalls mit Sorge die Chancenlosigkeit vieler junger Spanier, spricht von einem „Skandal“ und arbeitet an einem Aktionsprogramm gegen die horrende Jugendarbeitslosigkeit. Auch mit der Gesamtarbeitslosigkeit von fast 25 Prozent ist Spanien übrigens europäisches Schlusslicht.

Sieht ihre Zukunft nicht im eigenen Land: die junge Spanierin Maria Ochoa. Foto: Simon P. Balzert
Sieht ihre Zukunft nicht im eigenen Land: die junge Spanierin Maria Ochoa. Foto: Simon P. Balzert

WG-Zimmer bezahlen die Eltern

Maria, eine Journalistik-Studentin, kommt aus der Nähe der nordspanischen Stadt Pamplona. Ihr WG-Zimmer in Madrid bezahlen die Eltern. „Ohne das Geld wäre ich aufgeschmissen. Mit meinen Ne­benjobs als Babysitterin und bei einer Regionalzeitung könnte ich mich nicht finanzieren.“

Im Sommer 2013 will sie ihren Abschluss machen. Ihre Zukunft sieht sie jedoch im Ausland: „Ich werde für ein Erasmus-Jahr nach London ziehen und nach meinem Studium dort Arbeit suchen.“

Auch ohne Wirtschaftskrise und Jugendarbeitslosigkeit wäre Maria wohl nach London gegangen, um ihr Englisch zu verbessern. „Aber mit der Idee, nach dem Austauschjahr wieder zurückzukehren“, sagt sie. „Jetzt werde ich sicher dort bleiben, weil es keinen Sinn macht, in Spanien Arbeit zu suchen.“

Politische Anreize ohne Erfolg

Wie Maria denken viele junge und gut ausgebildete Spanier darüber nach, ihrem Land den Rücken zu kehren. Für die heimische Wirtschaft birgt diese Massenflucht die Gefahr, dass der Nachwuchs fehlen könnte, wenn der Konjunkturmotor endlich wieder anspringt. Doch wann das sein wird, wagt niemand vorauszusagen. Trotzdem sieht Maria Ochoa für ihr Land eine Chance, auf die Beine zu kommen. Sie ist vorsichtig optimistisch: „Spanien wird sich schon wieder erholen“, sagt die Studentin, „aber es wird lange dauern.“