Rüsselsheim. . Der Aufsichtsrat hat den bisherigen Strategievorstand Thomas Sedran zum stellvertretenden Opel-Chef ernannt. Der Sanierer soll das angeschlagene Unternehmen führen, bis ein endgültiger Nachfolger für den zurückgetretenen Karl Stracke gefunden ist. Bislang gab sich der Bayer Sedran betont offen.
Ein extra geschossenes Foto seines neuen, kommissarisch die Geschäfte führenden Vorstandsvorsitzenden Thomas Sedran hat Opel nicht zu bieten, nur ein langweilig-gewöhnliches Passbild des 47-jährigen mit Anzug, Schlips und Kragen.
Dabei gibt es sogar von Opel selbst Bilder des erst im April zum Unternehmen gekommenen Strategievorstands, und sie sagen viel über die offenere Herangehensweise des Bayern: Sedran im T-Shirt mit Aufdruck „Leider geil – Opel“ beim Treffen der Fans der Marke in Oschersleben, Sedran mit dem Präsident des Bundesligisten FC Freiburg beim Unterzeichnen des Sponsorenvertrags, Sedran leger mit Fernseh-Promis beim ZDF-Sommertreff, bei dem der Elektrohybrid Opel Ampera in Berlin mit Kanzlerin Merkel und Verkehrsminister Ramsauer zu sehen war.
Solche für ein „Gesicht der Marke“ unverzichtbaren Bilder hätte es von seinem Vorgänger Karl Stracke, dem Techniker und lebenslangem Musterschüler im Apparat des Opel-Mutterkonzerns General Motors, nie gegeben. Jetzt soll der bisherige Strategievorstand Sedran die schwierigen Opel-Geschäfte führen.
Ernannt wurde er offiziell zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands, bis ein endgültiger Nachfolger für den glücklosen Stracke gefunden ist. In der Branche glaubt niemand, dass es schnell gehen wird, ein profilierten Kapitän auf das angeschlagene Schiffs zu holen.
Kräftiger Absatz-Einbruch bei Opel
Der Ökonom Sedran hat bereits seit 2009 auf der Dauerbaustelle Opel gearbeitet, als Vertreter der auf Sanierungen spezialisierten Unternehmensberatung Alix Partners. Im April wechselte er in den Vorstand in das neu geschaffene Ressort für die strategische Ausrichtung der Marke. Kurz darauf gab Opel bekannt, wieder ins Sportsponsoring einzusteigen und gleich mehrere Bundesligisten zu unterstützen.
Pünktlich zum Amtsantritt von Sedran wurden die europäischen Absatzzahlen des Verbands der europäischen Automobilhersteller veröffentlicht. Nicht überraschend hat Opel wie alle europäischen Massenhersteller massiv im Neuwagengeschäft verloren. Die Neuwagenzulassungen von Opel schrumpften im ersten Halbjahr um 15 Prozent. Im Branchenschnitt waren es 6,8 Prozent. Opel konnte nur noch 446 000 Autos absetzen. Die koreanische Schwester-Marke Chevrolet legte um 12 Prozent auf 92 000 Stück zu.