Hamburg. Ist der Versandhauskatalog ein Auslaufmodell? Quelle hatte unlängst Probleme, seinen Katalogdruck zu finanzieren. Der Otto-Katalog twittert und bloggt sogar selbst. Trotzdem will vom Ende des Papierkatalogs niemand etwas wissen.

Der deutsche Internet-Versandhandel hat binnen eines Jahres um 15 Prozent zugelegt. 2009 haben die Kunden erstmals mehr Artikel online bestellt als aus dem Katalog. Gleichzeitig konnte die Öffentlichkeit miterleben, wie Versandhändler Quelle tagelang darum rang, den Druck für seinen neuen Katalog zu finanzieren.

Hat der Papierkatalog bald ausgedient?

Hat der Papierkatalog bald ausgedient? Nein, beteuert ein Sprecher des Versandhauses Otto. Schließlich schätzten Kunden es, „in entspannter Atmosphäre im Sortiment zu blättern". Das, so ist man bei Otto überzeugt, gelte auch für junge Kunden.

Aber warum dann überhaupt ein twitternder ein Versandhaus-Katalog? „Mehr als 10000 Artikel im SSV!“, wirbt das Unternehmen über den Mikroblogging-Dienst. Oder auch: „Anziehpuppe Anna war zum Geburtstag des Blogs ‚Two for Fashion’ in New York.“ Rund 650 Menschen wollen das bisher lesen - nicht viel, nicht wenig, irgendwo dazwischen.

Mit den Kunden vernetzen

„Twitter ist besonders schnell, spontan und dialogfähig“, so der Sprecher. Das komme besonders bei experimentierfreudigen und technikbegeisterten Zielgruppen gut an. „Wir vermuten zwar, dass es Kataloge noch lange geben wird. Allerdings wollen Kunden aktueller und emotionaler angesprochen werden.“ Das erfordere vom Händler eben die Bereitschaft, sich auf neue Art mit seinen Kunden zu vernetzen.

Neben dem werbenden @otto_de twittern auch @otto_jobs und das Modeblog @twoforfashion. Jedem Netz-Trend allerdings müsse der Versandhandel nicht folgen, um in der virtuellen Welt zu glänzen, so der Sprecher, und betont: „Es kommt immer noch auf den Mehrwert für die Kunden an.“ Und darauf, ob sich der Aufwand langfristig für das Unternehmen rechnet.