Essen. Gehört das schwarze Brett bald der Vergangenheit an? Das Gymnasium Essen-Werden hat einen Weg gefunden, das von Heftzwecken vernarbte Kommunikationsmittel zu ersetzen: Als eine der ersten Schulen in Deutschland nutzen die Werdener den Microbloggingdienst Twitter.

Wikipedia als nützliche Ergänzung für Referate, Handyvideos vom vergangenen Wochenende auf dem Schulhof, der nachmittägliche Chat mit Freunden via ICQ: Das Internet ist für viele Mädchen und Jungen längst fester Bestandteil des Schulalltags. Das Gymnasium Essen-Werden geht den multimedialen Weg noch einen Schritt weiter: Seit Ende des vergangenen Schuljahres nutzt die Schule den Microbloggingdienst Twitter, um Schulfeste, Termine zur Berufsberatung oder Konzerte anzukündigen.

Partnerschule in Sydney als Vorbild

Ideengeber ist Deutschlehrer Karsten Brill. Zur Förderung der immer häufiger diskutierten Medienkompetenz hatte er Twitter zum Unterrichtsthema gemacht. „Unsere Partnerschule in Sydney nutzt das Microblogging bereits intensiv, um ihre Bekanntmachungen zu veröffentlichen. Die Idee fanden wir gut. Unsere Vision ist, in zwei, drei Jahren diese Nachrichten auch aufs Handy zu senden“, sagt Brill. Aktuell steckt das Werdener Projekt aber noch in den Kinderschuhen. Alle zwei bis drei Tage aktualisieren Brill oder Schulleiterin Felicitas Schönau die Seite.

"Ich bin Twitter sehr aufgeschlossen gegenüber und hoffe, dass dieser Dienst Zukunft hat", sagt Felicitas Schönau. Sie sieht den Service als sinnvolle Ergänzung zur klassischen Homepage und keinesfalls als Ersatz für den direkten Kontakt zu den Schülern.

Ganz unkritisch steht auch Karsten Brill der zunehmenden medialen Reizüberflutung nicht gegenüber. Nach wie vor sei es oberstes Ziel, die zwischenmenschliche Kommunikation zu fördern. „Einige Schüler wohnen direkt nebeneinander und verabreden sich dennoch über den Messenger ICQ. Das ist keine gute Entwicklung“, sagt Brill. In Deutscharbeiten falle es seinen Schülern zunehmende schwerer, in ganzen Sätzen zu schreiben. Verteufeln will der aufgeschlossene Lehrer moderne Kommunikationsmittel aber keinesfalls. „Es gibt auch positive Entwicklungen. Kinder und Jugendliche gehen kreativer mit Sprache um und schaffen Wortneuschöpfungen“, hat der Pädagoge bemerkt.

Medienkompetenz vermitteln

Jede Schule müsse sich mit neuen Medien auseinandersetzen. Die Einführung eines eigens dafür geschaffenen Unterrichtsfachs befürwortet Brill deswegen. Am Werdener Gymnasium ist mit der „IKG“, kurz für Informations- und Kommunikationstechnische Grundlagen, bereits ein erster Vorstoß gewagt worden. Jugendliche ab der siebten Klasse lernen darin neben Softwaren-Grundlagen, was sie bei der Reise durchs weltweite Netz beachten müssen. Ein Bestandteil des Unterrichts ist etwa das Erstellen von Profilen in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ oder Facebook, ohne allzu viel von sich preiszugeben.

Für Karsten Brill ist Twitter vor allem für Institutionen wie Schulen oder Vereine eine gute Kommunikationsplattform. Privat nutzt er den Dienst nicht. „Ich habe mein Profil nach kurzer Zeit wieder gelöscht. Auf Dauer war es mit dann doch zu anstrengend, ständig Neuigkeiten über mich in die Welt zu schicken. Da beschränke ich mich lieber auf Facebook“, sagt der 35-Jährige.

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