Kahlschlag bei Nokia - Standort in Ulm wird geschlossen
•
Lesezeit: 3 Minuten
Bochum/Ulm. . Wieder einmal fließen bei Beschäftigten des Handyherstellers Nokia Tränen: Der einst größte Handyhersteller der Welt befindet sich im Niedergang. Weltweit fallen weitere 10.000 Jobs weg. Nach Bochum trifft es nun auch Ulm.
Erst traf es Bochum, dann Bonn. Nun ist Ulm an der Reihe. Wieder einmal fließen bei Beschäftigten Tränen, weil Nokia überraschend das Aus für einen Konzernstandort verkündet. Stück für Stück zieht sich der angeschlagene Handyhersteller aus Deutschland zurück.
Der einst größte Mobiltelefonproduzent der Welt befindet sich offenbar in einem verzweifelten Überlebenskampf. Abermals steht den Beschäftigten ein Job-Kahlschlag bevor. Diesmal sollen weltweit 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Damit hat Nokia seit Anfang 2011 den Abbau von mehr als 40.000 Stellen angekündigt. Dass es bergab geht, zeichnet sich seit einiger Zeit ab. Schon vor gut vier Jahren machte der finnische Konzern das Bochumer Werk dicht, um nach Rumänien zu ziehen. Auch diese Fabrik ist mittlerweile geschlossen. 2011 kündigte Nokia das Aus für den Standort Bonn an.
Der einst erfolgsverwöhnte Handybauer steckt in einer tiefen Krise. Für das erste Quartal im aktuellen Geschäftsjahr legte Nokia katastrophale Zahlen vor. Der Konzern machte fast eine Milliarde Euro Verlust, der Umsatz schrumpfte im Vorjahresvergleich um 29 Prozent. Der frühere Branchenprimus wird mehr und mehr abgehängt von den Konkurrenten Apple und Samsung, die gerade bei den wichtigen Smartphones Vorreiter in der Branche sind. Auch die Nokia-Hoffnungsträger, die mit der Windows-Software ausgestatteten Lumia-Modelle, brachten bislang nicht die gewünschten Impulse.
Gedenken an Nokia
1/22
Zuletzt zählte der finnische Konzern noch weltweit rund 53 500 Arbeitsplätze. Jetzt opfert Nokia für die Sanierungsstrategie auch knapp jeden zweiten der 1500 Jobs in Deutschland. In Ulm verlieren 730 Mitarbeiter, die in den Bereichen Forschung und Entwicklung beschäftigt waren, ihre Stelle. Nokia-Chef Stephen Elop sagte, die Einschnitte seien notwendig, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns sicherzustellen.
NRW-Standort in Ratingen
In Ulm, wo der Konzern bislang eine Forschungsabteilung für einfachere Handys betrieben hat, soll es nun ganz schnell gehen. Schon zum 30. September werden wohl die Werkstore schließen. Zur Frage nach betriebsbedingten Kündigungen oder Abfindungen für die Mitarbeiter wollte sich ein Nokia-Sprecher auf Anfrage nicht äußern.
Auch Manager müssen gehen: Die Leiterin der Mobilfunksparte, Mary McDowell, und der Chef der Märkte-Abteilung, Niklas Savander, verlassen den Konzern.
In NRW hat Nokia noch einen Standort in Ratingen, wo weniger als 100 Mitarbeiter beschäftigt sind, vor allem im Vertrieb. Der größte deutsche Nokia-Standort wird sich künftig in Berlin befinden. Dort befasst sich der Konzern mit „mobiler Navigation“.
Auch die Aktie stürzt ab
Neben dem deutschen Standort Ulm schließt der Konzern auch sein Entwicklungszentrum im kanadischen Burnaby und die Handy-Fertigung im finnischen Salo. Außerdem verkauft Nokia den Großteil der Luxus-Handy-Marke Vertu an Finanzinvestoren.
Der börsennotierte Nokia-Konzern ist dringend auf das Vertrauen der Anleger angewiesen, doch die Börsianer reagierten skeptisch. Seit Anfang 2011 sind die Nokia-Papiere um rund 70 Prozent abgestürzt. Am Donnerstag befand sich der Kurs zwischenzeitlich auf dem tiefsten Stand seit 1996.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.