Mainz. Die meisten Deutschen glauben laut Umfrage nicht, dass ein Fiat-Einstieg den angeschlagenen Autobauer Opel retten wird. Auch auf den Autozulieferer Magna setzt die Mehrheit der Befragten wenig Hoffnung. Doch als Steuerzahler wollen viele ebenfalls nicht einspringen.

Die Mehrheit der Bundesbürger erwartet von einem möglichen Einstieg des italienischen Fiat-Konzerns bei Opel keine Rettung für den angeschlagenen Autobauer. Im am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer glauben nur 22 Prozent, dass ein Einstieg Fiats das Überleben von Opel sichert, gut zwei Drittel (67 Prozent) glauben das nicht.

33 Prozent für Staatshilfe

Aber auch einen möglichen Einstieg des österreichisch-kanadischen Automobilzulieferers Magna betrachten nur 36 Prozent als hilfreich für das Überleben von Opel, 40 Prozent sehen darin keine Rettung. Ähnlich wie schon im März lehnt zudem mit 61 Prozent eine deutliche Mehrheit grundsätzlich staatliche Hilfen für Opel ab.

Bastelt an einem Übernahme-Konzept: Magna-Chef Frank Stronach. Foto: ap
Bastelt an einem Übernahme-Konzept: Magna-Chef Frank Stronach. Foto: ap © AP

Dass der Staat Opel mit Steuermitteln helfen soll, meinen lediglich 33 Prozent. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte vom 5. bis 7. Mai 1.343 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte.

In Russland soll Opel "Beam" heißen

Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna will einem Zeitungsbericht zufolge mit russischer Hilfe aus Opel einen Autokonzern formen, der mit einer Jahresproduktion von bis zu fünf Millionen Fahrzeugen zu den weltweit führenden Massenherstellern gehören soll. Alleine in Russland solle Opel nach einem internen Konzept mit dem Projektnamen «Beam» künftig eine Million Autos pro Jahr verkaufen, berichtet die «Rheinische Post» (Samstagausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Am 20. Mai wolle die Magna-Führung das Konzept Vertretern der Bundesregierung präsentieren.

An der Spitze des neuen Unternehmens soll laut Bericht das bisherige europäische Management des Opel-Mutterkonzerns General Motors stehen, darunter Europa-Chef Carl-Peter Forster. Die vier Opel-Werke in Deutschland sollen demnach vollständig erhalten bleiben, ebenso die Konzernzentrale in Rüsselsheim. Als Anteilseigner seien neben Magna (19,9 Prozent) der russische Autobauer Gaz mit der russischen Großbank Sberbank (30,1 Prozent), General Motors (bis zu 40 Prozent) sowie das Opel-Management und Händler vorgesehen.

Beck sieht Standort Kaiserslautern in Gefahr

Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck (SPD) verabschiedet sich am Freitag in Mainz von Fiat-Chef Sergio Marchionne (l.). Foto: ddp
Der rheinland-pfaelzische Ministerpraesident Kurt Beck (SPD) verabschiedet sich am Freitag in Mainz von Fiat-Chef Sergio Marchionne (l.). Foto: ddp © ddp

Nach einem Treffen mit Fiat-Chef Sergio Marchionne haben sich unterdessen die Regierungschefs von Hessen und Rheinland-Pfalz zurückhaltend bis skeptisch zu einer Übernahme von Opel geäußert. «Unsere Sorgen sind viel größer geworden», sagte der Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck am Freitag. Sein hessischer Kollege Roland Koch forderte Fiat auf, sich am offiziellen Bieterverfahren zu beteiligen, wenn der Konzern an einer staatlichen Bürgschaft interessiert sei.

Koch verwies nach dem Gespräch mit Marchionne in Frankfurt darauf, dass Opel alle notwendigen Unterlagen bei der Commerzbank hinterlegt habe: «Da gibt es Einblick in die Daten, in die Details.» Davon habe Fiat bislang keinen Gebrauch gemacht und sich ausschließlich auf Informationen aus den USA gestützt. Dort hat die Opel-Mutter General Motors ihren Sitz.

«Das muss sich ändern, weil wir sonst Bürgerschaftsanträge gar nicht vergleichbar prüfen können», sagte der CDU-Politiker. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, ein Opel-Interessent bewerbe sich unter anderen Regeln als alle anderen. Koch und Marchionne hatten sich zu einer Unterredung am Frankfurter Flughafen getroffen.

Beck: "Mehr Zweifel als vorher"

Beck sagte in Mainz, Marchionne wolle aus Effizienzgründen nach einer Übernahme von Opel den Motorenbau an einem Ort konzentrieren: «Was es bedeutet, wenn Opel keine eigene Motorenproduktion mehr hätte, kann man sich vorstellen.» Am Opel-Standort Kaiserslautern würden dann keine Motoren mehr gebaut. Damit sei das Werk insgesamt in Frage gestellt.

In dem Gespräch habe Marchionne ein sehr klares Konzept vorgelegt, betonte Beck: «Es ist aus seiner Sicht schlüssig. Ob es aber den deutschen Interessen entspricht, daran haben wir nach dem Gespräch mehr Zweifel als vorher.»

Koch betonte, die Politik müsse in der Frage, wer am Ende bei Opel den Zuschlag erhalte, ergebnisoffen bleiben: «Wir wollen wissen, was die Zukunftsvision für das Unternehmen ist. Wir wollen wissen, was das Konzept für die Arbeitsplätze bedeutet und wir wollen natürlich auch wissen, wie viel Risiko der Steuerzahler übernehmen soll.» Politik und Unternehmen müssten nun die optimale Lösung finden für Arbeitnehmer Zulieferer und Steuerzahler. Eine Entscheidung solle noch im Mai fallen. (ap/ddp)

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