Düsseldorf. . Das Land NRW kann den betroffenen Schlecker-Mitarbeitern keine konkrete Hilfe anbieten: Bei einem Treffen mit Beschäftigten sicherte Arbeitsminister Guntram Schneider lediglich zu, sich für einen Sonderfonds des Bundes stark zu machen. Die Jobchancen für die Schlecker-Frauen schwinden.

Nach dem endgültigen Aus für die Drogeriemarktkette Schlecker hat NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) einen finanziellen Hilfsfonds des Landes für die vor ihrer Entlassung stehenden Mitarbeiter abgelehnt. „NRW ist nicht in der Lage, den Fonds oder eine Transfergesellschaft zu stemmen“, sagte Schneider nach einem Treffen mit 100 „Schlecker-Frauen“ in Düsseldorf. Schneider drängte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Gespräch mit dem Gesamtbetriebsrat von Schlecker.

Der NRW-Minister sicherte den Schlecker-Mitarbeiterinnen zu, in Verhandlungen mit den Arbeitsagenturen alles auszuloten, was machbar sei. Die Frauen sollen in andere Betriebe vermittelt oder weiter qualifiziert werden. „Ich kann aber nicht versprechen, was ich nicht halten kann“, sagte der Minister. In NRW sind rund 2500 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen.

Verdi: Erst wenige Schlecker-Mitarbeiter gekündigt

Lieselotte Hinz, Landesfachbereichsleiterin der Gewerkschaft Verdi, beklagte, dass bundesweit bisher erst 1500 Schlecker-Mitarbeiter vermittelt wurden. Häufig seien Frauen über Arbeitsagenturen in befristete Jobs oder lediglich in Betriebspraktika vermittelt worden. Hinz sprach mit Blick auf die Praktika für langjährige Fachkräfte von einem „Skandal“.

Auch die Arbeitsagentur ist skeptisch. Die Arbeitsmarktsituation für die vor der Entlassung stehenden Schlecker-Mitarbeiter sei angespannter als noch im März. „Der Arbeitsmarkt ist nicht so aufnahmefähig, dass er das so kurzfristig wegstecken kann“, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Im März mussten etwa 11.000 Schlecker-Mitarbeiter, vorwiegend Frauen, gehen. „Bei der ersten Entlassungswelle lag bei den meisten noch ein Sozialplan zugrunde“, sagte die Sprecherin. Es seien die Angestellten mit den besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt gewesen. Da sei die Arbeitsagentur noch verhalten optimistisch gewesen.

Nach der Entscheidung zur Stilllegung des Ehinger Unternehmens vom Freitag werden jetzt weitere mehr als 13.000 Mitarbeiter voraussichtlich Ende Juni gekündigt. „Es wird jetzt nicht leichter“, sagte die Arbeitsagentur-Sprecherin. „Jetzt kommen Menschen, die zu einer Personengruppe gehören, die es per se schwieriger haben“, sagte sie weiter. Dazu zählten ältere Mitarbeiter oder solche, deren Qualifikationsniveau nicht so hoch ist.

Viele Schlecker-Frauen fürchten finanziellen Absturz

Die Dortmunder Schlecker-Betriebsrätin Gabriele Wittig sieht die entlassenen Mitarbeiter „am Boden. Man stirbt stückchenweise.“ Falls sich Meldungen bestätigen sollten, dass sich die Schlecker-Familie geweigert habe, die fehlenden neun Millionen Euro zur Rettung des Unternehmens bereit zu stellen, mache sie das wütend.

Beim Treffen der 100 Schlecker-Frauen in Düsseldorf war die Stimmung gedrückt. Da Schlecker übertarifliche Löhne gezahlt hatte, fürchten viele Frauen den finanziellen Absturz. Arbeitsminister Schneider hofft bis zuletzt auf einen bundesweiten Fonds zur Lohnfortzahlung, um die Arbeitslosigkeit um zwei bis drei Monate hinauszuschieben. Er sei bereit, dies mit dem Bund und allen Ländern zu besprechen. Auch Schneider glaubt aber nicht mehr, dass das Unternehmen in NRW gerettet werden kann.

Die bundesweit 13.200 Schlecker-Beschäftigten müssen bis Ende Juni mit ihrer Kündigung rechnen. Nach dem Beschluss des Gläubigerausschusses wird die Drogeriemarkt-Kette abgewickelt. Auf dem Treffen der „Schlecker-Frauen“ in Düsseldorf erneuerte Schneider seine Forderung an Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), den überwiegend weiblichen Mitarbeitern von Schlecker mit unorthodoxen Maßnahmen, schnelle Hilfe zukommen zu lassen. Die Bildung einer Transfergesellschaft, um Zeit zu gewinnen, war nicht zuletzt am Widerstand der FDP gescheitert. (mit dapd)