Rüsselsheim/Essen. Opel-Chef Karl Stracke verteidigte auf der Belegschaftsversammlung im Stammwerk die Konzentration der Produktion. Das könnte entscheidend für die Schließung des Werkes in Bochum nach 2014 sein. Er hat zugesagt, am Montag an der Belegschaftsversammlung in Bochum teilnzunehmen.

Begleitet von Buhrufen und Pfiffen der 8000 Opelaner in der Halle K48 verlas Opel-Chef Karl Stracke am Montag seinen Zehn-Punkte-Unternehmensplan bei der Belegschaftsversammlung im hessischen Stammwerk. Antworten auf ihre entscheidenden Fragen hatte er jedoch nicht mitgebracht.

Stracke erklärte in Anwesenheit der beiden Ministerpräsidenten Kurt Beck von Rheinland-Pfalz (SPD) und Volker Bouffier aus Hessen (CDU) den Mitarbeitern, dass der wichtige Astra ab 2015 nur noch in zwei Werken in Europa im Dreischichtbetrieb gebaut werde, statt wie bisher in den drei Werken Rüsselsheim, Ellesmere Port und Glivice im Zweischichtbetrieb. Damit würden die Produktionskosten für die nächste Astra-Generation deutlich gesenkt.

Wo genau der Astra von den Bändern laufen soll, das ließ Stracke allerdings offen. Ob die Planung bis zur Belegschaftsversammlung am nächsten Montag im Bochumer Werk veröffentlicht sein wird, ist unklar. Stracke sagte gegenüber dem Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel sein Kommen zu.

Ins Ruhrgebiet eingeladen ist auch der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Stephen Girsky von der Opel-Mutter General Motors (GM). Zugesagt hat bereits NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Eine Verlagerung der Astra-Produktion ins Ausland gilt als das Aus für das Werk Bochum nach dem Auslaufen des Standortsicherungsvertrags Ende 2014, weil dann die Bochumer Zafira-Produktion nach Rüsselsheim verlagert werden könnte.

„Wie Hase und Igel: Immer wenn Opel eine neue Forderung aufstellt, ist Bochum bereits da“

Stracke präsentierte am Unternehmenssitz zwar zehn Eckpfeiler eines neuen Unternehmensplans, der angeblich im Juni im Aufsichtsrat festgezurrt werden soll. Aber viel Neues konnten die Opelaner nicht mitnehmen. Erstmals nahm er als letzten Punkt den möglichen Bau von Chevrolet-Modellen aus Korea in Europa in den Mund, ein von Gewerkschaftern oft vorgebrachte Forderung, um die Auslastung in Europa zu verbessern.

Trotz offenbar unausweichlicher Einsparungen handele es sich, sagte Stracke, nicht um einen Sparplan, „sondern um eine umfassende Strategie, mit der wir schnell wieder in die Gewinnzone fahren werden, ganz egal ob mit oder ohne Rückenwind des Marktes.“ Stracke zufolge soll es auch eine Export-Offensive geben. Zulegen wolle man bei Umweltfreundlichkeit, Qualität und Kundenzufriedenheit sowie dem Profit.

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Daneben sprach Stracke über die vereinbarte Kooperation von GM mit dem französischen PSA-Konzern (Peugeot/Citroën). Sollte ein Entwicklungsprojekt nach Frankreich gehen, würde im Gegenzug ein Projekt ins Entwicklungszentrum nach Rüsselsheim kommen. Spekuliert wird, das Peugeot die Entwicklung der Minivans wie des Zafira und des Combo übernimmt, während Opel die Mittelklasse-Limousinen (Insignia und die französischen Pendants) übernimmt.

Stracke erinnerte an die bis 2014 laufende Modell- und Technikoffensive. Er erwähnte neue Motoren. Kurz nach der Versammlung wurde bekannt, dass das erste der neuen Triebwerke nicht im Motorenwerk Kaiserslautern, sondern in Ungarn produziert wird.

Zum angestrebten Dreischichtbetrieb in der Astra-Fertigung sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Einenkel: „Diese Forderungen haben wir bereits erfüllt.“ Er erinnerte daran, dass Bochum der einzige Opel-Standort in Europa mit einer dritten Schicht von Montag bis Freitag sei. Außerdem sei Bochum das Werk mit der höchsten Auslastung zurzeit. Es sei wie beim Rennen zwischen Hase und Igel: Immer wenn Opel eine neue Forderung aufstelle, sei Bochum bereits da, so Einenkel.