Bochum. Die Opel-Werke in Deutschland sind laut einem Medienbericht nur zu zwei Dritteln oder weniger ausgelastet. Das Bochumer Opel-Werk steht im innerdeutschen Vergleich mit 77 Prozent noch am besten da.

Die Lage beim angeschlagenen Autobauer Opel ist offenbar noch schlimmer als
bislang angenommen: Der "Focus" zitierte am Wochenende aus einer "streng
vertraulichen Produktionsplanung", wonach die Werke in Deutschland und in den
anderen europäischen Ländern nur zu zwei Dritteln oder weniger ausgelastet
seien. Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug forderte vom Mutterkonzern General
Motors (GM) Investitionen in den Export.

Opel werde bis Jahresende nur eine Million Autos bauen, die Kapazität
reiche aber für 1,6 Millionen, berichtete der "Focus". Das Stammwerk Rüsselsheim
ist laut der zitierten Produktionsplanung nur zu 65 Prozent ausgelastet. In
Eisenach, wo ab 2013 der Kleinstwagen Adam vom Band laufen solle, seien
Maschinen und Anlagen zu 66 Prozent ausgelastet, in Bochum zu 77 Prozent. In
Gliwice in Polen, in Saragossa in Spanien und in Ellesmere Port in
Großbritannien sei sogar noch weniger zu tun.

Opel sucht weiter nach Sparmöglichkeiten

Opel ist wirtschaftlich seit langem angeschlagen. Europaweit wurden
in den vergangenen Jahren bereits tausende Arbeitsplätze abgebaut. Dennoch
machten der Autobauer und die britische Schwestermarke Vauxhall im ersten
Quartal umgerechnet 198 Millionen Euro Verlust und suchen nach weiteren
Sparmöglichkeiten.

Der Betriebsrat fürchtet, die Produktion des Modells Astra könne von
Rüsselsheim nach Polen und England verlegt werden. Als Ausgleich würde der
bislang in Bochum gefertigte Zafira in Rüsselsheim produziert - was das Aus für
das Ruhrgebietswerk bedeuten könnte. Auto-Experte Stefan Bratzel sagte dem
"Focus", GM komme in Europa nicht darum herum, ein Werk zu schließen.

Schäfer-Klug dagegen forderte GM zu Investitionen in den Export auf.
"Wenn sie heute nichts tun, um in vier bis fünf Jahren außerhalb von Europa
Erfolg zu haben, dann bleiben sie im europäischen Markt eingeschlossen", sagte
Schäfer-Klug der Branchenzeitung "Automobilwoche".

Lohnverzicht sei "die primitivste Form der Einsparung

Der Betriebsratschef sprach sich für eine Änderung des bisherigen
Sparkurses aus: Lohnverzicht sei "die primitivste Form der Einsparung", sagte
Schäfer-Klug. "Da reden wir über maximal zweistellige Millionenbeträge. Bei
Material- und Produktkostenverbesserungen reden wir dagegen über dreistellige
Millionensummen."

Am Montag findet eine Betriebsversammlung im Werk Rüsselsheim statt.
Daran teilnehmen will auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier
(CDU).