Rüsselsheim.. Der Opel Astra soll künftig nur noch an zwei Standorten gebaut werden. Das Stammwerk Rüsselsheim könnte als Ausgleich den Zafira aus Bochum bekommen. Dann stellt sich die Frage: Was wird aus dem Werk Bochum?

Der Sanierungsplan des angeschlagenen Autoherstellers Opel setzt auf die volle Auslastung der Werke. Das Modell Astra solle auf zwei Werke konzentriert werden, um diese im Drei-Schicht-Betrieb effizient zu nutzen, sagte Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke nach einer Betriebsversammlung im Stammwerk Rüsselsheim am Montag. Weitere Eckpunkte des Konzepts sind demnach die mögliche Produktion von Chevrolet-Modellen in Europa und mehr Opel-Exporte nach Übersee.

"Angesichts der erwarteten Nachfrage sind wirtschaftlich nur zwei Astra-Werke sinnvoll", sagte der Vorstandschef. Wahrscheinlich ist damit, dass der Verkaufsschlager bald nicht mehr in Rüsselsheim vom Band läuft, sondern nur noch im englischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice (Gleiwitz), wo bisher schon die Schwerpunkte der Produktion liegen. Zum Ausgleich könnte die Produktion des Familienautos Zafira von Bochum ins Stammwerk geholt werden.

Standortgarantie bis Ende 2014

Dies würde wiederum die Existenz des Bochumer Werks bedrohen, für das es noch bis Ende 2014 eine Standortgarantie gibt. Zur Perspektive des Ruhrgebiet-Standorts äußerte sich das Unternehmen nicht. Die dortigen Arbeitnehmervertreter haben eine Betriebsversammlung für nächsten Montag angekündigt, wo Stracke Stellung beziehen soll. Zugesagt habe bereits die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Bochum, Ulrike Kleinebrahm, sagte der Nachrichtenagentur dapd, noch gebe sie die Hoffnung für das Bochumer Werk nicht auf. Derzeit sei es voll ausgelastet. Die Spekulationen über die Zukunft führten dazu, dass die Belegschaften der unterschiedlichen Standorte gegeneinander ausgespielt würden. "Ich sage ja, das ist auch gezielte Strategie von General Motors."

"Die Stimmung ist angespannt"

Die erneuten Spekulationen über die Zukunft des Traditionsunternehmens rauben den Mitarbeitern die Nerven. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug sagte nach der Rüsselsheimer Betriebsversammlung, auf der es zeitweise laut zugegangen sein soll: "Die Stimmung ist angespannt." Es gebe noch weiteren Gesprächsbedarf mit der Geschäftsleitung.

Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der ebenso wie das hessische Landesoberhaupt Volker Bouffier (CDU) auf der Versammlung in Rüsselsheim aufgetreten war, äußerte sich skeptisch. "Von einer positiven Perspektive kann bei weitem noch nicht die Rede sein", sagte der Sozialdemokrat. Die Belegschaft sei "sehr besorgt gewesen".

Garantie von General Motors

Bouffier sagte, es sei "nicht angebracht, über Staatshilfen zu sprechen". Erst im vergangenen Herbst habe er von der Opel-Mutter General Motors (GM) eine Garantie für das Rüsselsheimer Werk für die nächsten 15 Jahre bekommen. "Das, was im Herbst gesagt wurde, muss auch morgen gelten", sagte er.

Aus dem von Stracke vorgestellten Konzept geht hervor, dass das Unternehmen bis 2014 elf Milliarden Euro in eine Modelloffensive investieren will. Allein in den nächsten 18 Monaten kämen drei neue Motorengenerationen auf den Markt. Zudem trat Stracke Spekulationen entgegen, die Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim könne leiden, wenn die Entwicklung einzelner Modelle zum Kooperationspartner PSA Peugeot Citroen verlagert werde. "Sollten wir entscheiden, ein Entwicklungsprojekt von Opel zu PSA zu verlagern, wird im Gegenzug ein PSA-Projekt nach Rüsselsheim kommen."

Um für eine bessere Auslastung der Werke zu sorgen, werde geprüft, ob die GM-Marke Chevrolet einen Teil der Produktion nach Europa verlagern könne. Außerdem sollten weitere neue Märkte für Opel erschlossen werden, sagte Stracke. Das Engagement in China, Russland und in der Türkei werde ausgebaut. Der Export werde aber nicht ausreichen, um die europäischen Werke auszulasten, sagte der Vorstandschef. "Wir müssen unsere Hausaufgaben in Europa machen." (dapd)