Essen. . Der Bonner Konzern beteiligt sich an einem neu gegründeten Internet-Händler. 8000 Artikel sind im Sortiment – Shampoo, Schokolade, Ketchup oder Konserven. Vorbild für das Geschäft ist England.
Das Angebot ähnelt dem Sortiment eines Supermarkts. Es reicht von Shampoo und Schokolade bis zu Ketchup oder Konserven. „Wir machen Schluss mit Schleppen und Schlangestehen“, lautet der selbstbewusste Slogan der Berliner Firma namens „All you need“ („Alles, was du brauchst“), die vollmundig verspricht, alle Einkäufe „an Ihre Haustür“ zu bringen. Was kaum zu ahnen ist: Hinter dem jungen Internet-Händler verbirgt sich auch der Großkonzern Deutsche Post.
„Wir möchten dem Lebensmittel-Versandgeschäft in Deutschland zum Durchbruch verhelfen“, sagt Andrej Busch, der das Paketgeschäft der Deutschen Post DHL bundesweit leitet. „In England werden schon rund fünf Prozent der Lebensmittel im Internet gekauft, in Deutschland erst 0,1 Prozent. Hier sehen wir ein riesiges Potenzial auch für unser Geschäft.“
Der Bonner Konzern hat sich daher an dem neu gegründeten Online-Händler „All you need“ beteiligt. Das Sortiment umfasst rund 8000 Artikel aus den Bereichen Drogerie, Lebensmittel, Haushaltswaren und Haustierbedarf. Die Post hält rund ein Drittel der Anteile an der Firma. Der Versand der Waren erfolgt ausschließlich über DHL.
„Einkäufe nicht schleppen, sondern geliefert bekommen“
„Eine große Zielgruppe sind junge Familien, aber auch ältere Menschen, die ihre Einkäufe nicht schleppen, sondern nach Hause geliefert bekommen möchten“, erläutert Busch im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe. Auch die etablierten Handelskonzerne wittern offenbar ein wachsendes Geschäft. „Praktisch alle großen Lebensmittelhändler bauen Online-Shops auf“, erklärt Busch. Er gehe davon aus, dass künftig mehr und mehr Produkte aus ganz unterschiedlichen Bereichen im Internet bestellt werden – neben Büchern, CDs, Kleidung und Schuhen zunehmend auch Möbel, Lebensmittel und Drogerieartikel.
Der Bonner Konzern profitiert erheblich vom Internet-Handel. „Unser Marktanteil im Paketgeschäft in Deutschland ist innerhalb eines Jahres von 39 auf 40 Prozent gestiegen“, berichtet der Post-Manager. Während die Branche um knapp acht Prozent zulegte, habe die Deutsche Post in den ersten drei Monaten des Jahres ein Plus von rund 14 Prozent erreicht. Derzeit seien rund 60.000 Beschäftigte mit der Paketzustellung befasst – Tendenz steigend. In den kommenden Jahren will die Post das deutsche Paket-Netzwerk modernisieren und dafür 750 Millionen Euro investieren. „Bis 2014 wollen wir die Kapazität unserer Paketbearbeitung verdoppeln“, sagt Busch. Außerdem sollen die Pakete schneller als bisher die Kunden erreichen: „Rund 90 Prozent aller Paketsendungen kommen derzeit am nächsten Tag an. Wir wollen diese Quote bis zum Jahr 2014 auf 95 Prozent erhöhen.“
2,5 Millionen registrierte Kunden
Die Paket-Preise in den Filialen will der Bonner Konzern, der mit Anbietern wie Hermes, DPD, TNT, GLS und UPS konkurriert, zunächst stabil halten. Großkunden müssen sich aber auf steigende Preise einstellen. „Höhere Paketpreise in unseren Filialen oder im Internet sind derzeit nicht geplant“, sagt Busch. „Allerdings werden wir die Kostensteigerungen, die sich durch den Tarifabschluss und höhere Dieselpreise ergeben, in unseren Verhandlungen mit Geschäftskunden berücksichtigen und entsprechend einpreisen.“ Allein die Dieselpreise seien in den vergangenen vier Jahren um 40 Prozent gestiegen. „Diese Kostensteigerung müssen wir an unsere Kunden weitergeben.“
Eine wichtige Rolle in der Strategie der Deutschen Post spielen die Packstationen, an denen Kunden Pakete rund um die Uhr abholen oder verschicken können. „2,5 Millionen Kunden haben sich bereits für Packstationen registrieren lassen – Tendenz stark steigend“, berichtete Post-Manager Andrej Busch. 2500 Packstationen zählt der Konzern in Deutschland. Ein Aufbau weiterer Stationen sei derzeit nicht geplant, aber: „Viele Packstationen werden größer.“ Deutschlands größte Packstation befindet sich am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main. Sie ist 22 Meter lang und hat 374 Fächer.