Frankfurt am Main/Düsseldorf. Der Commerzbank-Chef Martin Blessing freut sich über eine satte Gehaltserhöhung in Höhe von 160 Prozent. Blessing erhält wieder ein Grundgehalt von 1,3 Millionen Euro - plus eventuelle Boni. Während die Grünen kritisieren, so etwas “passe nicht in die Zeit“, versteht die Bank die Aufregung nicht.

Die Debatte um Spitzengehälter von
Top-Managern und Bankern ist neu entflammt. Auslöser sind Medienberichte über
Gehaltszahlungen in Millionenhöhe an den Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank,
Martin Blessing.

Die Commerzbank bestätigte am Freitag einen
Zeitungsbericht, wonach Blessing seit Januar ein jährliches Grundgehalt von 1,3
Millionen Euro plus eventuelle Bonuszahlungen beziehe. Das entspreche einer
Gehaltserhöhung von 160 Prozent, berichtete das "Handelsblatt"
(Freitagausgabe).

Hintergrund sei, so die Zeitung, dass der Aufsichtsrat des
Geldinstituts, das im Zuge der Bankenrettung mit Bundesmitteln in Höhe von 18,3
Milliarden vor der Pleite gerettet worden war, die auf 500.000 Euro gesetzlich
festgeschriebene Deckelung von Vorstandsgehältern aufgehoben habe.

Commerzbank: "Der Vorstand hat exzellente Arbeit geleistet."

Die Commerzbank reagierte in einer ersten Stellungnahme überrascht
auf den Bericht: Das Restrukturierungsgesetz beinhalte "klare rechtliche
Regelungen zu den Voraussetzungen für den Entfall der Deckelung der monetären
Vergütung", sagte ein Sprecher der Bank der Nachrichtenagentur dapd. Auch
Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Peter Müller sieht trotz des unlängst gemeldeten
Gewinneinbußen der Bank nichts Anstößiges an dem Vorgang: "Der Vorstand hat
exzellente Arbeit geleistet", sagte Müller dem "Handelsblatt".

In der Tat sieht das nach der staatlichen Bankenrettung im Jahr 2010
verabschiedete Gesetz vor, dass die Gehaltsdeckelung aufgehoben werden kann,
sobald ein Institut mehr als die Hälfte der Staatshilfen zurückgezahlt hat.
Diese Voraussetzungen habe die Commerzbank bereits im Mai vergangenen Jahres
erfüllt
, indem sie mit 14,3 Milliarden Euro einen Großteil der Staatshilfen
zurückgezahlt habe, teilte das Geldinstitut mit. Theoretisch hätte die
Commerzbank somit das Gehaltslimit bereits ab 2011 aufheben können.

"Im Gesetz ist ausdrücklich festgelegt, dass die entsprechenden
Regelungen in den Verträgen von Organmitgliedern und Mitarbeitern zu
berücksichtigen sind. Dies hat die Bank getan", erklärte Sprecher. Es handele
sich somit "keineswegs um eine Gehaltserhöhung" wie von der Zeitung behauptet,
"sondern lediglich um die Aufhebung der Deckelung", betonte der Sprecher. Nun
greife lediglich die bereits Ende 2009 beschlossene Neuordnung des
Vergütungssystem, wonach der Vorstandschef maximal das 1,75-fache der
"einfachen" Vorstandskollegen verdienen dürfe.

Eine Lesart, die Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der
Grünen im Bundestag, nicht gelten lassen will. Die schwarz-gelbe
Regierungskoalition habe "genau diese Konstellation im Blick gehabt", als 2010
das Gesetz geändert worden sei. Es greife für keine andere Bank, sagte Schick
und nannte die Steigerung der Bezüge "exzessiv". Sie passe "nicht in die Zeit".
Er forderte daher die Bundesregierung auf, "die Gesetzesänderung zugunsten des
Commerzbank-Vorstands" zurückzunehmen. (dapd)