Essen. Hausratversicherungen zählen zu den “schlummernden“ Versicherungen - einmal abgeschlossen, kontrollieren Verbraucher das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr. Dabei gibt es enorme Unterschiede. Der teuerste Tarif ist im aktuellen Vergleich der Stiftung Warentest sechsmal so teuer wie das günstigste Angebot.

Abgebrannt oder ausgeraubt, das sind die beiden Hauptrisiken, für die eine Hausratversicherung aufkommt. Die Stiftung Warentest hat die Tarife verglichen und größere Prämienunterschiede als in der Kfz-Haftpflicht ermittelt. Die höchsten Prämien in der Hausratversicherung kommen selbst einem Raub nah und liegen 600 Prozent über dem günstigsten Angebot. Das Einsparpotenzial liegt zwischen 100 bis 1000 Euro pro Jahr.

Nach den unverzichtbaren Versicherungen Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeit liegt die Absicherung des Hausrats in der zweiten Reihe. Über 200.000 Brände in der Wohnung werden jährlich in Deutschland registriert. In über 50.000 Wohnungen wurden 2011 in NRW eingebrochen.

Eine „schlummernde“ Versicherung

Die Hausratversicherung zählt bei vielen Verbrauchern zu den „schlummernden“ Versicherungen, die – einmal abgeschlossen – nicht mehr regelmäßig auf ihr Preis-Leistungsverhältnis hin überprüft werden. Dafür ist sie in der Regel zu billig. Warentest ermittelte in der Mai-Ausgabe seiner Zeitschrift „Finanztest“ Beiträge von 41 bis 1205 Euro im Jahr.

Die Finanztester haben mit drei Beispielen gearbeitet, zuerst für einen 20-Jährigen mit 35 Quadratmeter großer Wohnung. Die Versicherungssumme (rund 23.000 Euro) orientiert sich an der Wohnungsgröße. Damit wird – und das ist im Schadensfall wichtig – ein Abzug wegen Unterversicherung ausgeschlossen. Wertsachen sind mit 20 Prozent, Überspannungsschäden mit zehn Prozent der Versicherungssumme gedeckt. Außerdem beinhaltet das Muster den Rund-um-die-Uhr-Schutz des abgeschlossenen Fahrrades bis 1200 Euro.

Wohnort entscheidet über Tarifhöhe

Die Rangliste der günstigsten Hausratversicherungen variiert je nach dem, ob der Wohnort in einer Tarifzone mit niedrigem, mittleren oder hohem Einbruchsrisiko liegt. Es tauchen aber immer die gleichen Tarife unter den besten auf. Die Einstufungen legen die Versicherer selber fest. Ländliche Gebiete haben ein niedriges Risiko, das in Städten mit der Größe ansteigt. Viele Städte im Ruhrgebiet fallen unter mittleres Risiko.

Im ersten Beispiel sind in der mittleren Zone folgende Versicherungstarife im Warentest-Vergleich am günstigsten: Volkswohl Bund Tarif „Komfort Plus“ (61 Euro), Signal Iduna „Exklusiv“ (64), Häger „Basis“ (67), Asstel „Plus“ (68), Europa „Komfort“ (69), Häger „Kompakt“ (73), NV „HausratSpar“ (73), Ovag „Optimal“ (75), Häger „Top“ (77), Asstel „Komfort“ (78).

Der teuerste Tarif sollte immerhin 242 Euro kosten. Die ausführlichen Ergebnisse aller Beispiele finden sich kostenlos im Internet als PDF-Dokument.

Achtung bei Wertsachen

Modellrechnung zwei geht von einer jungen Familie aus, die in einer 120 Quadratmeter großen Doppelhaushälfte lebt, Versicherungssumme rund 78.000 Euro. Fahrräder sind tagsüber mitversichert, die übrigen Bedingungen wie im ersten Fall. Die besten Tarife in der mittleren Zone: HP-Kasse Darmstadt „Vario Plus“ (146 Euro), Medien „Standard“ (148), HP-Kasse Da. „Vario Status“ (151), Medien „Komfort“ (160), Medien „Optimal“ (163), LBN „Hausrat-Gut“ (166), Grundeigentümer „Pro Domo Basis“ (167), Häger „Kompakt“ (168), Ammerländer „Classics“ (168), Docura „Basis“ (174). Der schlechteste Anbieter verlangte 534 Euro.

Im dritten Beispiel für ein 60-jähriges Ehepaar in der 95 Quadratmeter großen Eigentumswohnung wurde von einer erhöhten Versicherungssumme ausgegangen, um den im Laufe des Lebens erworbenen Besitz abzusichern. Wertsachen sind bis 40 Prozent der Versicherungssumme von 133.000 Euro abgedeckt. Die günstigsten Anbieter für den Wohnort in einer mittleren Risikozone: HP-Kasse Da. „Vario Plus Senioren“ (136 Euro), Huk24 „Classic“ (147), Arag „Premium Aktiv 50“ (153 Euro), Huk Coburg Allg. „Classic“ (157), Häger „Top“ (170), Bruderhilfe „Classic“ (173), Axa „BOXplus Extra“ (174), Ammerländer „Excellent“ (178), Docura „Basis“ (199), LBN „Hausrat-Gut“ (207). Teuerstes Angebot: 697 Euro.

Die Stiftung Warentest führt am nächsten Mittwoch, 25. April, von 13 bis 14 Uhr einen Online-Chat mit Experten durch. Bis dahin können Fragen hier eingereicht werden.
Zudem bietet Warentest für 12 Euro eine Versicherungs-Analyse an. Das Formular und wie es funktioniert: alles weitere hier.