Hamburg. Der Volkswagenkonzern expandiert nach Asien und greift nach den Sternen. 20 Prozent des japanischen Autoherstellers Suzuki übernehmen die Niedersachsen. Für Unternehmenspatriarch Piech ist das nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zu seinem Ziel: VW zum Weltmarktführer zu machen.
Vom Moped bis zum 40-Tonner-Lastwagen - nach dem Einstieg bei Suzuki ist Volkswagen der Autokonzern mit dem breitesten Angebot weltweit. Der größte Konzern der Branche ist zwar immer noch Toyota. Aber wenn die Pläne von VW-Patriarch Ferdinand Piech aufgehen, ist auch das nur noch eine Frage der Zeit.
Suzuki will VW-Aktien kaufen
Piech saß in der ersten Reihe, als Suzuki-Chef Osamu Suzuki und VW-Vorstandschef Martin Winterkorn am Mittwoch Einzelheiten des Einstiegs bekanntgaben. Für 1,7 Milliarden Euro übernimmt der VW-Konzern 19,9 Prozent am japanischen Kleinwagenbauer. Für die Hälfte davon will Suzuki wiederum VW-Aktien kaufen.
Piech hatte schon früher angedeutet, dass nach der Porsche-Übernahme als 10. Marke in den VW-Konzern noch weitere Schritte folgen könnten. Zwar wird VW nur Minderheitsaktionär bei Suzuki und beide Seiten sprechen von Partnerschaft, aber in der Vergangenheit hat sich VW nirgendwo mit Minderheitsbeteiligungen abgefunden: Skoda, Seat, Bentley, Bugatti, Scania - früher oder später waren die Marken ganz im Zugriff der Wolfsburger.
Märkte ergänzen sich gut
Bereits der erste Schritt mit der knapp 20-prozentigen Beteiligung gibt VW enorme Vorteile. «Gemeinsam können wir erhebliche Synergien heben», sagte Winterkorn. Was er meint: Mit Suzuki kann VW eine Lücke im eigenen Programm schließen, nämlich die bei Klein- und Kleinstwagen.
Das bisher kleinste VW-Modell, der Fox aus Brasilien, gilt als Ladenhüter. Sein Vorgänger, der extrem sparsame Lupo, war kein Erfolg. Darüber rangiert der Polo, der in der jüngsten Generation schon fast die Größe eines Familienautos hat. Ein echtes VW-Miniauto, der Up, ist noch in der Entwicklung. Branchenkenner sind der Ansicht, VW tue sich schwer mit der gewinnträchtigen Produktion von Kleinwagen.
Suzuki dagegen ist mit einfachen, aber verlässlichen Minis wie dem Swift, Splash oder Alto gut unterwegs. Im VW-Heimatmarkt Deutschland hat Suzuki im Mini-Segment bis Ende November 19.000 Splash und Alto verkauft. VW kam mit dem Fox nur auf 17.500.
Auf dem Weg zum Weltmarktführer
Winterkorn erinnerte daran, dass sich die Märkte der beiden Unternehmen auch gut ergänzten. VW sei stark in Europa, China und Südamerika, Suzuki in Südostasien und vor allem in Indien. Suzuki stellt pro Jahr 2,3 Millionen Autos her, der VW-Konzern fast 6,3 Millionen. Das sind zusammen 8,6 Millionen, mehr als Weltmarkt Toyota mit 7,5 Millionen. Weil VW aber nur Minderheitsaktionär wird, geht diese Rechnung noch nicht auf.
Auch Suzuki hat Vorteile: Der Firmenchef räumte beim Auftritt mit Winterkorn Entwicklungsrückstände seines Unternehmens ein. Vor allem beim Thema umweltfreundlicher Motoren wie Hybride aber auch Diesel und Elektroantriebe hofft Suzuki auf Technik aus Wolfsburg. Beide Seiten könnten beim Einkauf profitieren, wenn viele gemeinsame Teile genutzt würden.
MAN und Scania noch offen
Mit dem Suzuki-Einstieg scheint die Piech-Einkaufstour vorerst abgeschlossen zu sein. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff sagte, VW dürfe sich nicht durch weitere Zukaufschritte verzetteln. «Das beabsichtigt auch niemand», sagte Wulff. Die Problematik um MAN und Scania müsse sich noch zurechtruckeln. VW ist bei beiden Lkw-Bauern wichtigster Aktionär und sucht zurzeit nach einem Weg, sie noch stärker zu verzahnen.
Der Anstoß zu der Partnerschaft kam laut Suzuki von Volkswagen. Die Verhandlungen über Einzelheiten des Einstiegs sollen bis Februar 2010 stehen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erinnerte daran, dass Volkswagen erst am Montag mit 49,9 Prozent bei Porsche eingestiegen war. «Da hat sich Herr Piech nach Porsche ein schönes zweiten Weihnachtsgeschenk gemacht», sagte er. (ap)