Essen. . Die Lage in der Solarbranche wird immer bedrohlicher. Die Insolvenz von Q-Cells ist nach Solar Millennium, Solon und Solar Hybrid die vierte Groß-Pleite. Eine Analyse der schattigen Lage.

Mitte November 2011 feierte der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) ein rundes Jubiläum: Die millionste Solarstromanlage in Deutschland ging ans Netz. Es war eine Erfolgsmeldung in trüber Zeit. Nicht nur, weil Spätherbst war, sondern auch, weil sich die Aussichten der deutschen Unternehmen verfinsterten.

Einen Monat später meldete Solon Insolvenz an. Solon war einst der erste deutsche Produzent von Photovoltaikmodulen, der an die Börse ging. Die Pleite von Solon sollte nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Pleiten sein. Es folgten Solar Millennium, Scheuten in Gelsenkirchen, Solarhybrid in Brilon oder Ralos. Am Dienstag reihte sich der Bitterfelder Produzent Q-Cells in die Negativ-Serie ein, der nächste Kandidat ist ebenfalls schon bekannt: Das bayrische Unternehmen Phoenix Solar steckt in ernsten Finanzierungsschwierigkeiten. Angesichts dieser Nachricht stürzte die Aktie ab – unter einen Euro.

Branche macht Solarkürzungen verantwortlich

Fast könnte man meinen, dass für die Sonnenanbeter inzwischen das Beten im Vordergrund steht. Selbst Branchenprimus Solarworld schreibt rote Zahlen. Dessen Chef Frank Asbeck wollte einst Opel kaufen. Keine Spur mehr von großen Tönen. Längst kämpft auch das Bonner Unternehmen in erster Linie ums Überleben. Lediglich der Atomunfall in Fukushima sorgte für ein Zwischenhoch. „Die junge Branche geht durch ihre erste Krise“, sagt Christian Junior, Analyst für Erneuerbare Energien bei der Commerzbank.

Doch warum schweben schwarze Wolken über den deutschen Unternehmen, die mal weltweit führend waren?

Die Branche macht dafür die Bundesregierung verantwortlich, die jüngst die Kürzung der Solarförderung beschlossen hat. Bei Demonstrationen in Berlin wurde Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) als Sunblocker beschimpft. „Die dauerhafte politische Verunsicherung des Marktes und überzogene Einschnitte bei der Solarförderung haben Deutschlands Position im harten internationalen Wettbewerb unnötig geschwächt“, heißt es beim BSW.

Konkurrenz aus China

„Die aktuelle Kürzung der Solarförderung hat nichts mit den jüngsten Insolvenzen zu tun“, sagt Christian Junior.

Denn viel gravierender ist die Konkurrenz aus China. Sie rollt – mit staatlicher Hilfe – den Weltmarkt auf. Die „Top Ten“ der größten Hersteller weltweit wird von chinesischen Produzenten beherrscht. Sie stellen die Module als Massenprodukt nicht nur preiswerter, sondern auch in gleichwertiger Qualität her. Schätzungen gehen davon aus, dass über die Hälfte der Anlagen auf deutschen Dächern aus China stammt.

Kleine Ironie dieses Schicksals: Inzwischen gibt es so viele Überkapazitäten bei Solarmodulen, dass selbst chinesische Unternehmen in die Verlustzone geraten.

„Wir erwarten, dass es weitere Insolvenzen gibt, die Branche an sich aber nicht verschwinden wird“, sagt Junior. Die dunklen Wolken bleiben.