München. Knapp fünf Millionen Frauen, die derzeit einen Minijob haben, droht die Altersarmut. Selbst nach 45 Beitragsjahren könnte der Rentenanspruch bei weniger als 200 Euro liegen. Die Linke bewertet die Situation als “alarmierend“. Das Arbeitsministerium warnt hingegen, die Zahlen überzubewerten.

Millionen erwerbstätige Frauen müssen befürchten, im Alter arm zu werden. Gefährdet seien vor allem Frauen mit einem jahrelangen Minijob, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Demnach wird die Rente dieser Frauen nach heutigen Werten unter 200 Euro liegen. 7,4 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Stelle auf 400-Euro-Basis, für die sie keine Steuern und Sozialabgaben zahlen müssen. Davon waren Mitte 2011 knapp 4,65 Millionen Frauen. Gut zwei Drittel von ihnen haben ausschließlich diesen Minijob.

Dem Bericht zufolge hat das Bundesarbeitsministerium ausgerechnet, was diese Beschäftigen an Rente zu erwarten haben: Ein Minijobber, der ein Jahr lang tätig ist, bekäme demnach eine monatliche Rente von 3,11 Euro. Nach 45 Versicherungsjahren betrage der Anspruch auf Altersgeld auf Grundlage der heutigen Werte nur 139,95 Euro. Etwas besser sehen die Zahlen des Ministeriums aus, wenn der Minijobber den pauschalen Rentenbeitrag des Arbeitgebers in Höhe von 15 auf die derzeit geltenden 19,6 Prozent aufstockt. Nach 45 Versicherungsjahren beträgt der Rentenanspruch dann 182,70 Euro, für ein Jahr mehr als vier Euro. D

Altersrente liegt laut Ministerium im Durchschnitt bei 535 Euro

Rente - alt, aber arm?

„Alt aber arm?“ Um die drohende Altersarmut ging es diesmal beim
„Alt aber arm?“ Um die drohende Altersarmut ging es diesmal beim "Reitz-Thema des Monats" in der Volkshochschule Essen. © WAZ
Auf dem Podium saßen Prof. Reinhold Schnabel (Finanzwissenschaftler), Jürgen Liminski (Demographie-Experte), Miriam Gruß (FDP-Bundestagsabgeordnete), Prof. Gerhard Bäcker (Soziologe) und Gerda Kieninger (Landeschefin der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen).
Auf dem Podium saßen Prof. Reinhold Schnabel (Finanzwissenschaftler), Jürgen Liminski (Demographie-Experte), Miriam Gruß (FDP-Bundestagsabgeordnete), Prof. Gerhard Bäcker (Soziologe) und Gerda Kieninger (Landeschefin der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen). © WAZ
Ulrich Reitz, Chefredakteur der WAZ, moderierte die Veranstaltung.
Ulrich Reitz, Chefredakteur der WAZ, moderierte die Veranstaltung. © WAZ
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß betonte:
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß betonte: "Es darf kein Gegeneinander der Generationen geben, es muss ein Miteinander geben. Meine Großeltern und Eltern wollen auch, dass es mir im Alter gut geht." © WAZ
Soziologe Gerhard Bäcker (Uni Duisburg/Essen) erklärte, die Grundsicherung sei zu niedrig, um Altersarmut zu verhindern.
Soziologe Gerhard Bäcker (Uni Duisburg/Essen) erklärte, die Grundsicherung sei zu niedrig, um Altersarmut zu verhindern. "Langzeitarbeitslose, Niedriglöhner und Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien werden Probleme haben." © WAZ
Gerda Kieninger, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, sieht auch Frauen als Risikogruppe:
Gerda Kieninger, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, sieht auch Frauen als Risikogruppe: "Frauen haben oft keine durchgängige Erwerbstätigkeit. Selbst wenn, verdienen sie weniger als Männer." © WAZ
Für Grummeln im Publikum sorgte Reinhold Schnabel, Finanzwissenschaftler der Uni Duisburg/Essen:
Für Grummeln im Publikum sorgte Reinhold Schnabel, Finanzwissenschaftler der Uni Duisburg/Essen: "Ich glaube nicht, dass wir auf ein massives Problem der Altersarmut zulaufen. Das bestreite ich", sagte er. Familien seien viel eher gefährdet als Rentner. © WAZ
Demographie-Experte Jürgen Liminski (links) prophezeite mehr Altersarmut, kritisierte aber auch die Familienpolitik, die Streichung der Eigenheimförderung, die Kindergeld-Kürzung und die Mehrwerterhöhung. (neben Liminski: FDP-Politikerin Miriam Gruß und Soziologe Gerhard Bäcker)
Demographie-Experte Jürgen Liminski (links) prophezeite mehr Altersarmut, kritisierte aber auch die Familienpolitik, die Streichung der Eigenheimförderung, die Kindergeld-Kürzung und die Mehrwerterhöhung. (neben Liminski: FDP-Politikerin Miriam Gruß und Soziologe Gerhard Bäcker) © WAZ
ehr als 100 Gäste waren kurz vor dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Portugal in die Essener Volkshochschule gekommen.
ehr als 100 Gäste waren kurz vor dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Portugal in die Essener Volkshochschule gekommen. © WAZ
Sie erlebten eine kontroverse Diskussion.
Sie erlebten eine kontroverse Diskussion. © WAZ
Die in der Volkshochschule in der Mehrzahl anwesenden heutigen Rentnerinnen und Rentner wollten mit dem vermittelten Eindruck, ihnen gehe es doch sehr gut,  nicht zufrieden geben.
Die in der Volkshochschule in der Mehrzahl anwesenden heutigen Rentnerinnen und Rentner wollten mit dem vermittelten Eindruck, ihnen gehe es doch sehr gut, nicht zufrieden geben. © WAZ
Die 1,1 Prozent Rentenerhöhung empfanden die wenigsten als großzügig.
Die 1,1 Prozent Rentenerhöhung empfanden die wenigsten als großzügig. © WAZ
Um die Rentenkasse auf eine solidere Basis zu stellen, diskutierte die Runde auch, ob Selbstständige verpflichtet werden sollten, in die staatliche Rentenversicherung einzuzahlen.
Um die Rentenkasse auf eine solidere Basis zu stellen, diskutierte die Runde auch, ob Selbstständige verpflichtet werden sollten, in die staatliche Rentenversicherung einzuzahlen. © WAZ
Einige Fragen der Anwesenden werden noch von den Experten beantwortet und in einer der nächsten WAZ-Ausgaben auszugsweise veröffentlicht.
Einige Fragen der Anwesenden werden noch von den Experten beantwortet und in einer der nächsten WAZ-Ausgaben auszugsweise veröffentlicht. © WAZ
Weitere Impressionen aus dem Publikum ...
Weitere Impressionen aus dem Publikum ... © WAZ
0016420269-0051067700.JPG
© WAZ
0016420264-0051067701.JPG
© WAZ
0016420265-0051067702.JPG
© WAZ
0016420235-0051067703.JPG
© WAZ
0016420226-0051067704.JPG
© WAZ
0016420124-0051067705.JPG
© WAZ
1/21

Die Regierungskoalition plant, dass Minijobber künftig automatisch den Rentenbeitrag des Arbeitgebers aufstocken, wenn sie nicht ausdrücklich darauf verzichten. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will Geringverdienern von 2013 an mit der Zuschussrente helfen.

Die frauenpolitische Sprecherin der Linken, Yvonne Ploetz, sagte laut "SZ", die Altersvorsorge von Frauen bleibe "alarmierend". Die Zuschussrente gebe "keine Entwarnung". Das Arbeitsministerium warnte davor, die Zahlen überzubewerten. Geringe Renten seien "kein Indiz für geringe Gesamteinkommen im Alter". Demnach betrug die Altersrente von Frauen im Durchschnitt 535 Euro. Da aber andere Einkünfte hinzukommen, liege das Nettogesamteinkommen von alleinstehenden Frauen im Alter bei 1188 Euro. Rentnerehepaaren stand demnach sogar netto 2248 Euro zur Verfügung.