Berlin. . Niedrige Zinsen, hohe Inflation: Verbraucher können bei Geldgeschäften nur mit Mühe Verluste durch die Inflation wettmachen. Eine lange Anlagedauer lohne sich zurzeit oft nicht, sagen Finanzexperten.

Die Situation an den Finanzmärkten ist für Verbraucher unübersichtlicher denn je. Hohen Inflationsraten stehen historisch niedrige Zinsen gegenüber, der Markt für Geldanlagen und Kredite hat sich wegen der Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in den letzten Jahren neu sortiert.

Sparer und Kreditnehmer müssen bei ihren Bankgeschäften deshalb besonders umsichtig sein und die Angebote der Geldhäuser genau vergleichen. Von den niedrigen Zinsen profitieren vor allem Bauherren. Nach Berechnungen der Stiftung Warentest und des Verbraucherportals Biallo.de kostet Baugeld mit zehn Jahren Zinsbindung derzeit nur noch rund drei Prozent. „Nie waren die Zinsen so niedrig, nie war das Kreditangebot so vielfältig wie heute“, heißt es im aktuellen Verbrauchermagazin „Finanztest“.

Wenig kundenfreundliche Dispozinsen

Das bedeutet freilich auch, dass Kreditnehmer die Offerten genau vergleichen sollten. Bei einem Kredit von 150 000 Euro mit 20 Jahren Laufzeit sei bei der Wahl des günstigsten Anbieters eine Ersparnis von bis zu 40 000 Euro möglich. Die Experten von Biallo weisen ebenfalls darauf hin, dass die Zinsspanne bei den Angeboten derzeit enorm sei.

Vergleichbares gilt für Ratenkredite. Auch hier markieren die Zinsen neue Tiefststände, bei kurzen Laufzeiten sind Zinssätze ab 3,45 Prozent möglich, die Mehrheit der günstigen Anbieter liegt – je nach Laufzeit und Kreditsumme – unter der Fünf-Prozent-Marke.

Weniger kundenfreundlich zeigen sich die Geldinstitute bei den Dispozinsen. Die Kurzzeitkredite bei der Kontoüberziehung überschreiten trotz des billigen Notenbankgeldes für die Banken schnell die Zehn-Prozent-Marke. Das umstrittene Gebaren der Geschäftsbanken wird von Verbraucherschützern heftig kritisiert und hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Das Verbraucherschutzministerium prüft derzeit die hohen Überziehungszinsen.

Nur mickrige Zinsen bei Sparkassen

Verlierer der anhaltenden Niedrigzinspolitik sind auch sicherheitsorientierte Sparer. Sie haben bei Inflationsraten jenseits der zwei Prozent enorme Schwierigkeiten, ihre Ersparnisse zu sichern oder gar zu mehren. Nur mit den besten Tages- und Festgeldangeboten lässt sich momentan der Kaufkraftschwund stoppen. Bankkunden sollten etwas Zeit aufwenden, um die Angebote zu vergleichen.

Während Sparkassen und Volksbanken meist nur mickrige Zinsen bieten, verzinsen andere Institute Tagesgelder mit bis zu 2,75 Prozent. Attraktiver könnten Festgelder sein, bei drei Jahren Laufzeit winken Renditen von nahezu vier Prozent. Die Frage indes ist, ob eine so lange Festlegung vernünftig ist. Früher oder später muss die EZB den Krisenmodus schließlich verlassen.