Essen. . Der Essener Chemiekonzern Evonik legte am Mittwoch Rekordzahlen für 2011 vor. Beim Gewinn übersprang er erstmals knapp die Milliarden-Grenze. Die glänzende Bilanz könnte den Gang des Konzerns an die Börse noch im ersten Halbjahr beflügeln.

Der Essener Chemiekonzern Evonik wird sich wohl erneut für einen Börsengang warmlaufen. Nach Informationen dieser Zeitung steht das Thema am 23. März auf der Tagesordnung des Kuratoriums der RAG-Stiftung. Sie hält die Mehrheit an Evonik.

Sollte das Gremium wie erwartet zustimmen, werden die Vorbereitungen für den Börsengang, die fünf bis zehn Millionen Euro kosten, wieder aufgenommen. Eine endgültige Entscheidung müsste dann bis spätestens Ende Mai fallen, um noch im Juni die Aktien zu verkaufen. Der letztendliche Startschuss hängt unter anderem davon ab, ob die beteiligten Banken belastbare Aussagen darüber treffen, ob die erwartete Mindestbewertung für Evonik von 15 Milliarden Euro mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Börsengang zu erreichen ist.

An den Geschäftszahlen jedenfalls sollte es nicht liegen. Evonik fuhr 2011 erneut ein Rekordergebnis ein. „Wir sind technisch und wirtschaftlich startklar“, sagte Vorstandschef Klaus Engel gestern bei Vorlage der Bilanz. Evonik steigerte den Konzernumsatz um neun Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Abzug der Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schnellte um 17 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro in die Höhe.

425 Millionen Euro Dividende

Unter dem Strich stand ein um 38 Prozent auf knapp über eine Milliarde Euro gestiegenes Konzernergebnis. Die Evonik-Eigentümer CVC (25,01 Prozent) und RAG-Stiftung (74,99 Prozent) dürfen sich auf eine vom Vorstand vorgeschlagene Dividende von 425 Millionen Euro freuen. Die RAG-Stiftung finanziert mit dem Geld die Ewigkeitskosten des Bergbaus.

Obwohl Evonik laut Engel „hervorragend unterwegs“ sowie „schneller und flexibler“ geworden sei, will er weiter Kosten sparen – bis 2016 jährlich 500 Millionen Euro. Beim Programm „On Track 2.0“ gehe es aber nicht allein um Kostenreduzierung, sondern auch um Effizienzsteigerung, um „Härten in schlechten Zeiten zu vermeiden“. Ein Arbeitsplatzabbau, so Engel, sei derzeit nicht geplant: „Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Wie bisher stehen wir zur Sozialverträglichkeit unserer Maßnahmen.“

Investition in Marl

Der Evonik-Chef kündigte aber auch kräftige Investitionen zum Ausbau des Spezialchemie-Geschäfts an: Bis 2016 wollen die Essener mehr als sechs Milliarden Euro in ihre Anlagen stecken. Dabei hat Evonik nicht nur den Wachstumsmarkt Asien im Blick. Rund ein Drittel der Summe soll nach Deutschland fließen . Als ein wichtiges Projekt nannte Finanzvorstand Wolfgang Colberg eine neue Produktionsanlage für HTPB in Marl. Die Substanz kommt bei Dichtmassen für Fenster und als Strukturkleber im Karosseriebau zum Einsatz.

Die Geschäftsprognose für 2012 machte Engel von der Konjunkturentwicklung abhängig. Er erwartet einen stagnierenden Umsatz und leicht rückgängige Ergebnisse.

Zum Gerangel um den künftigen Chef der RAG-Stiftung wollte sich Engel nicht äußern. Er rechne mit einer zeitnahen Entscheidung. Er machte aber auch kein Hehl daraus, dass Evonik Schaden nehmen könne, sollte der Personalstreit um den bisher einzigen Kandidaten Werner Müller noch lange anhalten.