Düsseldorf/Frankfurt. Evonik rechnet noch bis Juni 2012 nicht mit einem Börsengang. Die Marktlage sei zu unruhig, hieß es offenbar in einer Sitzung des Evonik-Steuerungsausschusses. Das Unternehmen hatte im vergangenen Herbst den geplanten Börsengang für 2011 abgesagt.

Der Chemiekonzern Evonik wird Finanzkreisen zufolge kurzfristig nicht an die Börse gehen. "Es gibt keinen Evonik-Börsengang vor Ostern und auch keinen Börsengang im Mai", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Eine weitere Person äußerte sich ähnlich. Eigner und Banken schätzten die Marktlage als "zu unruhig" ein, hieß es weiter. Die Schuldenkrise in einigen Euro-Staaten und die Furcht vor einer Rezession schüren immer wieder Störfeuer, Schwankungen an den Börsen schrecken Investoren ab - und lassen es für Firmen unsicher erscheinen, ob sie Milliarden auf dem Börsenparkett einsammeln können. Die Evonik-Eigner CVC und RAG-Stiftung lehnten einen Kommentar ab.

Entscheidung über Börsengang Ende März

Über den Evonik-Börsengang hat am vergangenen Mittwoch den Kreisen zufolge ein hochrangig besetztes Gremium beraten: der Lenkungsausschuss, in dem die Anteilseigner und die beauftragten Banken vertreten seien. Bis Juni, so das Ergebnis des Treffens, solle Evonik nicht den Sprung auf das Börsenparkett wagen, berichteten Insider. Eine Entscheidung über einen möglichen Börsengang im Sommer sei nun ab Ende März zu erwarten. Mitglieder des Gremiums seien der Chef der RAG-Stiftung, Wilhelm Bonse-Geuking, CVC-Deutschland-Chef Steven Koltes, Stephan Leithner von der Deutschen Bank und Dorothee Blessing von Goldman Sachs. Die RAG-Stiftung hält knapp 75 Prozent an Evonik, der Finanzinvestor CVC kontrolliert einen Anteil von 25,01 Prozent an dem Essener Chemie-Riesen. Deutsche Bank und Goldman sollen einen Börsengang vorbereiten.

Wenn die Richtung an den Börsen wieder stimmt

Der Evonik-Börsengang war trotz rasanten Wachstums des Chemiekonzerns im vergangenen September für das Jahr 2011 zu den Akten gelegt worden. Die Eigner hatten aber erklärt, die Pläne wieder ins Visier nehmen zu wollen, wenn die Richtung an den Börsen wieder stimme. Die RAG-Stiftung hatte sich ursprünglich Mitte April 2011 für einen Börsengang binnen 15 Monaten ausgesprochen, sich aber schon damals ein Hintertürchen offen gehalten: Der Börsengang stehe unter dem Vorbehalt, dass er bei einer Eintrübung der Konjunktur "jederzeit angehalten" werden könne. Ein Börsengang von Evonik könnte Milliarden einbringen. Der Finanzinvestor CVC hatte 2008 für einen Evonik-Anteil von 25,01 Prozent rund 2,4 Milliarden Euro gezahlt. Bei einem Börsengang würde der gesamte Konzern nun wohl mit deutlich mehr als zehn Milliarden Euro bewertet.