Berlin. . Weil Russland nicht genung Gas liefert, kommt es zu Engpässen in Deutschland. Netzbetreiber berichteten von Liefermengen, die 30 Prozent unter dem üblichen Niveau lagen. Das Wirtschaftsministerium dementierte jedoch Berichte, wonach bereits ein Krisenstab eingerichtet wurde.
Lieferengpässe bei Gas und Strom haben zu einer angespannten Versorgungslage besonders in Süddeutschland geführt. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Sonntag in Berlin entsprechende Presseberichte. Das Ministerium wies jedoch zugleich Berichte als „falsch“ zurück, es sei deswegen ein Krisenstab eingerichtet worden.
Hauptgrund für die angespannte Lage ist nach Medienberichten die Kürzung von Gaslieferungen durch den russischen Energiekonzern Gazprom. Deswegen reduzierte laut „Wirtschaftswoche“ der deutsche Verteiler Open Grid Europe den Weitertransport Richtung Süddeutschland auf die vertraglich vereinbarte Mindestmenge. Als Folge davon habe die Gasversorgung Süddeutschland (GVS) die Belieferung ihrer Kunden einschränken müssen. Das Unternehmen habe seine Abnehmer „dringend“ darum gebeten, „alle zur Reduzierung ihres Bezugs aus dem Netz zur Verfügung stehenden Maßnahmen anzuwenden“.
„Sicherheitsreserven neigen sich dem Ende zu“
Der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns EnBW, Hans-Peter Villis, bestätigte der „Wirtschaftswoche“, dass „die Sicherheitsreserven sich dem Ende zuneigen“. Die Versorger müssten mächtig eingreifen, um Engpässe auszugleichen. Dank solcher Maßnahmen sei die Lage aber „noch sicher und stabil“.
Nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ wurde wegen der angespannten Lage beim Bundeswirtschaftsministerium in aller Stille ein Krisenstab eingerichtet. Seit Dienstag lasse sich das Ministerium in täglichen Telefonkonferenzen von den Betreibern der großen Strom- und Gasnetze und der Bundesnetzagentur über die Wahrscheinlichkeit von Blackouts und Versorgungsengpässen berichten. Auch die „WamS“ gab als Grund für den Engpass die Kürzung der Lieferungen aus Russland an.
Netzbetreiber berichteten demnach von Liefermengen, die zwischen 25 und 30 Prozent unter dem üblichen Niveau lagen. Weil wegen der Kältewelle die Nachfrage besonders groß ist, sei es in dieser Woche in Süddeutschland immer wieder zu Lieferausfällen gekommen. In einigen Gemeinden Baden-Württembergs wurden die Bewohner laut dem Blatt aufgefordert, ihre Heizungen zu drosseln. Auch Gaslieferungen an einige Industriebetriebe seien eingestellt worden.
Der Erdgasmangel gefährdet den Berichten zufolge auch die Stabilität des Stromnetzes in Süddeutschland. In den vergangenen Tagen mussten laus „WamS“ bereits mehrere Erdgas-Kraftwerke heruntergefahren werden. Seit der Stilllegung von acht Atomkraftwerken im vergangenen Jahr fehlten aber vor allem in Bayern und Baden-Württemberg Kapazitäten, um dies auszugleichen.
„Die derzeitige Versorgungssituation mit Strom in Deutschland ist angespannt, aber stabil“, erklärte dazu eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Sonntag in Berlin. Einen Krisenstab gebe es nicht, allerdings sei „selbstverständlich“, dass das Ministerium „im regelmäßigen Kontakt mit den Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur steht“. Dies sei „übliches Verwaltungshandeln“.
Dem Ministerium zufolge gibt es beim Gas in Deutschland „kein Mengenproblem, sondern einen Engpass im Netz beim Transport vom Norden in den Süden Deutschlands“. Deswegen würden „alle mit den Kunden vertragsmäßig vereinbarten Möglichkeiten der Gaseinsparung gezogen“. In wenigen Einzelfällen sei eine Belieferung mit den vollen vertraglich vereinbarten Mengen nicht möglich gewesen. Im Strommarkt gebe es dagegen bislang keine Einschränkungen für Kunden. (afp)