Nürnberg. . Allen Krisen zum Trotz lassen es sich die Menschen in Deutschland weiter gutgehen: Wie das Marktforschungsunternehmen GfK mitteilte, wird der private Konsum 2012 um 1,0 Prozent zulegen. Leute geben das Geld lieber aus, als es zu Niedrigzinsen anzulegen.

Der private Verbrauch bleibt nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens GfK auch 2012 eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Nach einem Plus von 1,5 Prozent im vergangenen Jahr werde der Privatkonsum 2012 voraussichtlich um 1,0 Prozent zulegen, sagte der GfK-Vorstandsvorsitzende Matthias Hartmann am Donnerstag in Nürnberg. Die Gesamtausgaben der privaten Haushalte bezifferte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl für 2011 auf 1,47 Billionen Euro oder 58 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Als Hauptgründe für die positive Prognose nannte Hartmann die gute Einkommenssituation und den robusten Arbeitsmarkt. Beides sorge für Planungssicherheit und damit für eine gestiegene Bereitschaft der Verbraucher zu größeren Anschaffungen. Hinzu komme, dass die Sparneigung wegen der niedrigen Zinsen und des bestehenden Misstrauens in Finanzanlagen gesunken sei. Die Deutschen gäben ihr Geld lieber aus, als es zu schlechten Bedingungen anzulegen.

„Die Deutschen entwickeln sich im europäischen Vergleich vom Konsum-Muffel zu Konsum-Optimisten“, sagte Hartmann. Die Devise für 2012 laute daher „Einkaufslust statt Krisenfrust“.

Deutsche sind mit Abstand europaweit in bester Kauflaune

Dieser Trend zeichnete sich bereits 2011 ab, wie GfK-Forscher Bürkl erklärte. So beurteilten die Deutschen die Konjunktur- und ihre persönliche Einkommensentwicklung im europäischen Vergleich am zuversichtlichsten. Gleichzeitig zeigten sie sich mit weitem Abstand europaweit in bester Kauflaune.

Einen Teil ihres Geldes steckten die Deutschen laut GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth 2011 in den Tourismus. Beliebte Kaufobjekte waren Autos, Immobilien sowie Uhren und Schmuck.

Trend bei Kleidung geht zu Qualität statt Quantität

Insgesamt sei der Handelsumsatz im sogenannten Non-Food-Bereich, dem Nicht-Lebensmittel-Bereich, 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 Prozent auf 148,4 Milliarden Euro gestiegen, sagte Adlwarth. Dabei wurden mit Textilien mit 40 Milliarden Euro 0,8 Prozent mehr umgesetzt – bei gesunkener Menge. „Der Trend bei Kleidung geht zu mehr Qualität“, sagte Adlwarth. Die Menschen kauften lieber weniger, aber werthaltigere und teurere Ware.

Diese Entwicklung zeigt sich auch bei Lebensmitteln: Im Lebensmitteleinzelhandel sorgten höhere Preise 2011 für ein Umsatzplus um 1,7 Prozent auf knapp 157 Milliarden Euro. Discounter, die 43,4 Prozent des Gesamtvolumens generierten, bekamen vom Zuwachs weniger ab, klassische Super- und Verbrauchermärkte sowie Drogerien konnten stärker zulegen.

Suche nach Geborgenheit in Markenprodukten

Laut Aldwarth ist besonders bei jungen Menschen der Trend weg von der reinen Preisorientierung, hin zu Qualität zu beobachten. Möglicherweise reagierten sie damit auf die lange vorherrschende „Geiz-ist-geil-Mentalität“, oder sie suchten in Zeiten gestiegener beruflicher Anforderungen und Flexibilität in Markenprodukten nach Geborgenheit.

Für 2012 prognostiziert die GfK ein Umsatzplus im Lebensmitteleinzelhandel von 1,3 Prozent und im Non-Food-Bereich von 1,0 Prozent. Letzteres könnte durch die sportlichen Großereignisse wie Fußball-Europameisterschaft und olympische Sommerspiele auch höher ausfallen. (dapd)