Berlin. Die Schuldenkrise hat den deutschen Einzelhandel nicht deutlich beeinträchtigt. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz der Einzelhändler zwischen 2,7 und 2,9 Prozent zu - ein solches Ergebnis hat es lange nicht mehr gegeben. Besonders gut lief 2011 der Internet- und Versandhandel.

Die deutschen Einzelhändler haben 2011 trotz der Schuldenkrise ein Rekordwachstum geschafft. Ihr Umsatz legte zwischen 2,7 und 2,9 Prozent zu, rechnete das Statistische Bundesamt auf Basis der bis November vorliegenden Daten hoch. "Ein besseres Ergebnis hat es seit Einführung der gesamtdeutschen Statistik 1994 noch nicht gegeben", sagte ein Mitarbeiter am Donnerstag.

Grund dafür war vor allem der boomende Internet- und Versandhandel. Der Branchenverband Handelsverband Deutschland (HDE) geht auch in diesem Jahr von guten Geschäften aus. "Vorausgesetzt, die Politik bekommt die Schuldenkrise in den Griff", sagte HDE-Sprecher Kai Falk. "Ansonsten stimmen die Rahmenbedingungen: Der Arbeitsmarkt ist gut, die Einkommen steigen, das Konsumklima ist stabil."

Konsum bleibt Stütze der Konjunktur

Ungeachtet der Verunsicherung durch die nicht enden wollende Schuldenkrise und der drohenden Konjunkturflaute verharrte das von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte Konsumklima im Januar auf dem hohen Niveau der Vormonate. Dafür sorgten die Rekordbeschäftigung, die sinkende Arbeitslosigkeit und höhere Löhne. Nach Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird der private Konsum deshalb in diesem Jahr um 1,1 Prozent zulegen, die Wirtschaft insgesamt dagegen nur um 0,6 Prozent.

"Die Schuldenkrise hat sich weder in der Verbraucherstimmung noch im tatsächlichen Konsumverhalten nachhaltig bemerkbar gemacht", sagte auch Analyst Stefan Schilbe von HSBS Trinkaus. "Solange sich die Beschäftigungslage nicht merklich verschlechtert, bleibt der Konsum eine Stütze der Konjunktur."

Douglas ist zufrieden mit Weihnachtsgeschäft

Zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäftes ging dem Einzelhandel allerdings die Puste aus. Im November sank der Umsatz preisbereinigt um 0,9 Prozent zum Vormonat und damit bereits zum zweiten Mal in Folge. Von Reuters befragte Analysten hatten mit stabilen Einnahmen gerechnet. "Da die Industrieproduktion ebenfalls zurückgehen dürfte, erwarten wir, dass das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal etwas geschrumpft ist", sagte Commerzbank-Expertin Ulrike Rondorf.

Zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft zeigte sich der Handelsriese Douglas. "Sowohl in unseren Fachgeschäften als auch in unseren Online-Shops zeigten sich die Kunden in Kauflaune - besonders in der letzten Woche bis einschließlich Heiligabend", hatte Douglas-Chef Henning Kreke erklärt. Auch danach habe der Konzern mit seinen Parfümerien, Buchhandlungen und Juweliergeschäften eine "hohe Kundenfrequenz" verzeichnet. Bei der Modekette Gerry Weber ließen die Kundinnen die Kassen klingeln. In den von der Kette selbst betriebenen Läden verzeichnete Gerry Weber im Dezember einen Umsatz von 22,2 Millionen Euro - 30,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das satte Plus geht allerdings auch auf die Eröffnung neuer Geschäfte zurück. Doch auch auf vergleichbarer Fläche meldete das Unternehmen noch ein Umsatzplus von 5,4 Prozent. Das Müchner Traditionskaufhaus Ludwig Beck verzeichnete dank des florierenden Weihnachtsgeschäfts ein Rekordjahr.

Schwacher Start für Metro

Einen schwachen Start in das für den Handel entscheidende Geschäft hatte Anfang Dezember der Handelsriese Metro vermeldet - und deshalb bereits zu Nikolaus seine Jahresziele eingestampft. In der kommenden Woche will Douglas über den genauen Verlauf des Weihnachtsgeschäfts berichten, Metro legt am 17. Januar vorläufige Zahlen vor.

Besonders gut lief es 2011 im Internet- und Versandhandel. Er schaffte in den ersten elf Monaten ein Umsatzplus von 6,3 Prozent. "Davon profitieren auch viele stationäre Händler, weil immer mehr parallel ein Online-Geschäft haben", sagte HDE-Sprecher Falk. Mit Bekleidung, Schuhen und Lederwaren wurden dagegen nur 1,6 Prozent mehr umgesetzt. "Besonders das Wintergeschäft lief wegen der milden Temperaturen nicht so gut", sagte Falk. Die Geschäfte mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten legten um 0,4 Prozent zu. (rtr)