München. Die Deutschen blicken optimistisch in die Zukunft und rechnen damit, bald mehr Geld zu verdienen. Das ist das Ergebnis einer Konsumklima-Studie. Im Weihnachtsgeschäft macht sich diese Zuversicht noch nicht bemerkbar: Das Geschäft läuft eher mäßig. Aber auch die Unternehmen sind zuversichtlich.

Trotz Euro-Krise und Rezessionsängsten blicken die Verbraucher zum Jahresausklang wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Erstmals seit Juni schätzten sie im Dezember die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wieder optimistischer ein als im Vormonat. Außerdem rechneten sie angesichts der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt mit höheren Einkommen, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Konsumklima-Studie des Nürnberger Marktforschers GfK hervorgeht. Einen Dämpfer musste allerdings die Kauflaune hinnehmen: Sie verschlechterte sich zum Weihnachtsgeschäft spürbar.

Für den Konsumklimaindex, der sich aus Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie Anschaffungsneigung zusammensetzt, prognostiziert die GfK für Januar mit 5,6 Punkten den gleichen Wert wie für Dezember.

Menschen rechnen mit höherem Einkommen

Bei der Konjunkturerwartung wurde der seit Juli gesehene Abwärtstrend vorerst gestoppt: Die Verbraucher nähmen derzeit offensichtlich die nach wie vor sehr guten konjunkturellen Rahmenbedingungen stärker wahr als in den vergangenen Monaten, erläuterte GfK-Autor Rolf Bürkl. Der entsprechende Index legte im Vergleich zum Vormonat um gut 6 Punkte auf minus 0,9 Punkte zu.

Ebenfalls bergauf ging es im Dezember mit der Einkommenserwartung. Beflügelt von der nach wie vor guten Entwicklung am Arbeitsmarkt und der damit verbundenen geringeren Angst vor Arbeitslosigkeit glauben mehr Menschen, in Zukunft ein höheres Einkommen als bisher zur Verfügung zu haben. Der Index der Einkommenserwartung verbesserte sich um 2,9 auf 34 Punkte.

Schuldenkrise schürt Angst um den Euro

Einen Einbruch um 12,9 auf 27,4 Punkte verzeichnete dagegen der Index der Anschaffungsneigung. Eine Entwicklung, die für GfK-Experte Bürkl schwer nachzuvollziehen ist, wie er der Nachrichtenagentur dapd erklärte. Denn angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten gäben die Menschen ihr Geld nach wie vor lieber für wertige Anschaffungen aus, statt es - zu einem sehr niedrigen Zinssatz - anzulegen. Gefragt seien derzeit vor allem Immobilien und Goldschmuck.

Der deutliche Anstieg der Kauflaune im Vormonat lasse aber darauf schließen, dass die Verbraucher größere Weihnachtsgeschenke bereits im November angeschafft hätten. "Die Kauflaune liegt immer noch auf einem hohen Niveau", betonte Bürkl. Der jüngste Rückgang der Anschaffungsneigung weise wohl auf eine gewisse Verunsicherung der Verbraucher hin. "Der Ausgang der Schuldenkrise ist ungewiss. Die Verbraucher haben Angst um den Euro und um ihr Vermögen", vermutet der GfK-Experte.

Trotz dieses Dämpfers wird der Privatkonsum seiner Einschätzung nach seiner Rolle als wichtige Stütze der Konjunktur gerecht. Dies dürfte gerade 2012 von großer Bedeutung sein, wenn der Aufschwung an Dynamik verliere und ein Rückgang der Exporte durch einen kräftigen Inlandsverbrauch abgefangen werden müsse, um eine Rezession zu vermeiden. Hier sei vor allem die Politik gefordert, betonte Bürkl. Sie müsse für eine nachhaltige Lösung der Krise sorgen, damit die Verbraucher wieder Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger gewinnen.

"Die Wirtschaft scheint dem europäischen Abschwung zu trotzen"

Trotz Eurokrise und globaler Konjunkturabkühlung hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Dezember überraschend verbessert. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage unverändert gut und sehen dem nächsten halben Jahr wieder optimistischer entgegen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 106,6 auf 107,2 Punkte. "Die deutsche Wirtschaft scheint dem Abschwung Westeuropas erfolgreich zu trotzen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag in München. "Insofern ist für Weihnachten Gutes zu vermelden."

Vor allem die robuste Binnenkonjunktur sorgt dafür, dass Deutschland nach zweijährigem Boom jetzt nur eine "Abkühlung, aber keinen Absturz" erlebt. Sowohl die Bauunternehmen als auch die Groß- und die Einzelhändler beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre weiteren Geschäftsaussichten günstiger als noch im November. "Das zeigt die sehr, sehr gute Situation im Inland", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger der Nachrichtenagentur dapd. Der stabile Arbeitsmarkt, höhere Löhne und der Argwohn gegenüber der Stabilität des Euro führten dazu, "dass die Leute ihr Geld ausgeben". In den Wohnungsbau, aber auch in den Gewerbebau werde viel investiert.

Die Industrie bewertete ihre Geschäftslage im Dezember etwas weniger gut als im November. Aber die Aussichten für das nächste halbe Jahr verbesserten sich. Die zuletzt stark gedämpften Exporterwartungen hätten sich etwas gefangen: "Auch im Auslandsgeschäft rechnet man nicht mit einem Einbruch", sagte Abberger. Zwar schwäche sich das Wachstum in Asien ab, und "der Eurozone steht eine Rezession ins Haus. Aber Deutschland kann sich ein Stück weit absetzen, hier ist die Situation deutlich besser", erklärte der Wirtschaftsforscher.

Die Krise bremst den Stellenaufbau

Der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt dürfte sich verlangsamen - das Übergewicht der Unternehmen, die ihre Stammbelegschaft vergrößern wollen, wurde etwas kleiner. "Die Unternehmen sind ein bisschen vorsichtiger geworden, aber es ist keine Wende zum Schlechteren in Sicht", sagte Abberger. Im kommenden Jahr erwartet das Ifo-Institut einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit um 140.000 auf 2,8 Millionen.

Die rund 7.000 befragten Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage im Dezember insgesamt genauso günstig wie im Oktober und November - dieser Teilindex blieb unverändert bei 116,7. Die Aussichten dagegen verbesserten sich in allen Branchen, der Teilindex stieg zum zweiten Mal in Folge auf jetzt 98,4 Punkte: "Nicht euphorisch, aber verhalten zuversichtlich", sagte Abberger.

Allerdings werde die Eurokrise andauern. Der Währungskurs werde schwanken, und für die Unternehmen werde es etwas schwieriger werden, Bankkredite zu erhalten, sagte Abberger.

Börse reagiert positiv

Der DAX legte nach der Veröffentlichung des Ifo-Geschäftsklimaindex zu. ING-Bank-Volkswirt Carsten Brzeski sagte: "Der heutige Ifo-Index zeigt, dass die deutsche Wirtschaft auf eine sanfte Korrektur zusteuert, aber nicht von der Klippe stürzt." Der schwächere Euro könne helfen. Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg sagte: "Nach einer längeren Durststrecke mit einer Reihe von schwächeren Zahlen aus der Industrie ist damit zum Jahresende wieder ein Silberstreif am Konjunkturhorizont erkennbar. Eine Rezession dürfte in Deutschland vermieden werden können."

Auch interessant