Berlin. Mit Sitzecken und drahtlosem Internet will der Ölkonzern Shell Kunden in seine Shops locken und dort länger binden. Noch in diesem Jahr sollen einem Zeitungsbericht zufolge bis zu 100 Tankstellen aufgewertet werden. Der Umbau werde in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein, hieß es.

Ein neues Tankstellen-Konzept bei Shell mit Sitzecken und drahtlosen Internetzugängen soll Kunden des Mineralöl-Konzerns zum längeren Verweilen in Tankshops bewegen. Der Konzern plane in Deutschland 2012 rund 120 Station entsprechend umzubauen, erklärte eine Sprecherin von Shell Deutschland am Dienstag in Hamburg. Bislang gebe es neun erste Teststationen im Großraum Köln/Bonn/Düsseldorf.

Shell zielt mit dem neuen Konzept darauf, dass Kunden künftig an Tankstellen mehr Zeit verbringen und dabei mehr Geld ausgeben - zusätzlich zum Tanken. Die Gewinnspannen im traditionellen Geschäft mit Benzin und Diesel, das für viele Tankstellen ohnehin nur noch einen Bruchteil der Einnahmen ausmacht, sind gering. Deswegen versuchen Mineralöl-Gesellschaften und Tankstellen-Betreiber, an anderer Stelle zu verdienen.

Shell wolle bei der Neugestaltung seiner Tankstellen neben der Schaffung von Sitzmöglichkeiten und Internetzugängen Kunden ein erweitertes Imbiss-Angebot bieten, erklärte die Shell-Sprecherin. Dieses Angebot sei zwar "noch im Test". Geplant seien aber Fast-Food-Gerichte wie Pizza, Hot Dogs, Baguettes oder Burger. Auch Suppen und Eintöpfe seien denkbar. Grundgedanke sei, schnell zubereitetes Essen anzubieten, das mitgenommen werden könne. Das Angebot an Sitz- und Stehplätzen hänge von den jeweiligen Tankstellen ab.

Café-Ambiente in der Tanke

Am Konzept für den drahtlosen Internetzugang werde noch gefeilt, erklärte die Shell-Sprecherin. Momentan erhielten Kunden noch Zugangscodes an den Kassen, mit denen sie sich kostenfrei anmelden könnten. Ob in Zukunft mit bestimmten Telekommunikationsanbietern zusammengearbeitet werde, sei noch offen. In der Testphase kooperiere Shell mit einem regionalen Unternehmen. Ob das Surfen bei Shell künftig Geld koste, müsse noch entschieden werden.

Shell werde beim Umbau seiner Tankstellen-Shops ein neues Farbkonzept verwenden, erklärte die Sprecherin. Braune und grüne Farbtöne sollen an Kaffeegeschäfte wie etwa Starbucks oder McCafé erinnern. Das traditionelle Shell-Symbol, eine Kammmuschel mit den Farben Rot und Gelb, werde in das neue Farbkonzept integriert. Auf den Tankstellen-Vorplätzen würden aber Rot und Gelb vorherrschend bleiben. An Details werde noch gearbeitet.

"Wir werden in unser Shopgeschäft spürbar investieren", sagte Joerg Wienke, bei Shell zuständig für das Tankstellengeschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Tageszeitung "Die Welt" vom Dienstag. Ziel seien mehrere hundert mondernisierte Tankstellen-Shops. Nach zwei bis drei Jahren solle der Umbau des Tankstellennetzes abgeschlossen sein. Zudem wolle Shell weiter mit McDonald's zusammenarbeiten. Es gehe um Rabatte und Sonderaktionen.

Welche der rund 2100 deutschen Shell-Tankstellen für den Umbau ausgewählt würden, richte sich unter anderem nach Lage und Kundenstruktur, erklärte die Shell-Sprecherin. Der Umbau des Stationsnetzes werde in Ballungsräumen wie Köln, Berlin, Hamburg, München oder Stuttgart beginnen. Dort seien die meisten Kunden zu erreichen.

Antwort auf schrumpfenden Markt

Nach Einschätzung des Branchenexperten Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst passt sich Shell mit seiner Strategie an die Gegebenheiten in einem schrumpfenden Markt an. "Die Ölkonzerne wollen vom Trend her lieber weniger, aber dafür leistungsstarke Stationen haben", sagte Wiek der "Welt". (afp)