Essen. . „Dass wir tatsächlich eine soziale Marktwirtschaft haben, das glauben viele Menschen inzwischen nicht mehr“, sagt NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Sie wünscht sich mehr Vorbilder - wie Evonik-Chef Klaus Engel und Thyssen-Krupp-Betriebsratschef Thomas Schlenz.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat eindringlich vor schwindendem Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft gewarnt. „Dass wir tatsächlich eine soziale Marktwirtschaft haben, das glauben viele Menschen inzwischen nicht mehr“, sagte die Ministerpräsidentin in der Zentrale des Essener Industriekonzerns Evonik. Dort hielt Kraft die Laudatio auf Evonik-Chef Klaus Engel und Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsratschef Thomas Schlenz, die von der Duisburger Fasel-Stiftung als „Brückenbauer zwischen den Sozialpartnern“ mit einem Preis ausgezeichnet wurden.

Bei vielen Menschen sei der Eindruck entstanden, dass die Wirtschaft ein Kasino sei, „bei dem am Ende immer die Bank gewinnt“, sagte Kraft. „Das Modell der sozialen Marktwirtschaft wird die Menschen erst dann wieder voll überzeugen, wenn wir die Risiken unter Kontrolle bekommen.“ So sollten beispielsweise die „Wetten auf den Finanzmärkten“ eingedämmt werden.

Thyssen-Krupp-Betriebsrat stellt Forderungen an die Politik

Evonik-Chef Engel betonte, in der Krise habe sich das Miteinander von Arbeitgebern und Gewerkschaften bewährt: „Diese Sozialpartnerschaft ist unser großes Erfolgsgeheimnis, nicht nur im Ruhrgebiet.“

Thyssen-Krupp-Betriebsrat Schlenz forderte mehr politische Unterstützung für den Erhalt der Industrie in der Region. Mit Blick auf den Verkauf der Edelstahlsparte an den finnischen Outokumpu-Konzern warnte er vor weiteren Jobverlagerungen ins Ausland aufgrund der hohen Energiepreise in Deutschland. „Ich mache mir Riesensorgen“, sagte Schlenz und verwies auf die Folgen der Energiewende. Die Politik müsse handeln, „damit das produzierende Gewerbe in diesem Land bleibt“.